Wintertarnanstrich an Panzern und Militärfahrzeugen kleiner Maßstäbe

Gealterter Panzer IV Ausf. G3 mit Wintertarnung.

Wintertarnanstriche wurde im Zweiten Weltkrieg üblicherweise mit abwaschbarer Farbe oder Tarnpaste aufgebracht. Die Tarnpasten wurden mit Benzin oder Wasser angemischt und mit der Spritzpistole verarbeitet. Wenn im Felde notdürftige getarnt werden musste, konnten auch Pinsel, Besen oder Lappen zum Aufbringen der Tarnpaste verwendet werden. Wenn die Tarnpasten auf mehr oder weniger stark verschmutzte Fahrzeuge gemalt wurden, hielten sie nicht lange. Außerdem sorgte die strenge Witterung dafür, dass die Farbe abblätterte, bzw. an den stark benutzten Stellen des Fahrzeuges abgerieben wurden. Die weiße Tarnfarbe verschmutzte sehr schnell. Ein Fahrzeug mit Wintertarnung wirkte fleckig und schmutzig, die weiße Farbe nutzte sich ab und legte Grundfarbe des Fahrzeugs wieder frei. Dieser Effekt lässt sich im Modell sehr gut darstellen, und das Bemaleb ist einfacher als man denkt.

Werkzeug und Zubehör

Weiße Tarnung

Das Bemalen wird am Beispiel des oben gezeigten ESCI Pz.Kpfw. IV im Maßstab 1:72 erläutert. Das Modell wurde zunächst in der üblichen Grundfarbe bemalt, in diesem Fall Dunkelgelb nach Muster, die Panzerfarbe ab Februar 1943. Der Autor verwendet Acrylfarbe ohne schädliche Lösungsmittel. Kunstharz-Emailfarben sind ebenfalls geeignet, sie müssen zwischen den einzelnen Arbeitsschritten aber viel länger trocknen. Mit dem Pinsel wird der Untergrund für die Transferbilder glänzend lackiert, und nach dem Anbringen der Bilder erneut mit glänzendem Firnis versiegelt. Anschließend wird weiße Wasserfarbe angemischt und mit der Spritzpistole in 2 bis 3 dünnen Schichten aufgebracht. Acryl- oder Kunstharz-Emailfarbe könnte auch auf das Modell gebürstet werden.

Nun fängt der Spaß an: Mit einem feuchten Pinsel wird die Wasserfarbe an einigen Stellen wieder abgenommen, verwischt, oder verdünnt bis sie in Nasen am Modell herunterläuft. Die Grundfarbe sollte an einigen Stellen wieder sichtbar werden. Auch die Transferbilder müssen vorsichtig abgewischt und von Farbe befreit werden. Nach dem Trocknen sollte die weiße Tarnung unregelmäßig, dünn und unansehnlich sein. Kein Problem, eventuelle Fehler werden in den nachfolgenden Arbeitsgängen behoben.

Verschmutzung

Die weiße Wasserfarbe wird zunächst mit glänzendem Firnis versiegelt, damit sie nicht mehr angelöst werden kann. Nun wird braunschwarze Wasserfarbe dünnflüssig angemischt und mit Pinsel oder Spritzpistole gleichmäßig auf dem Modell verteilt. Das Modell sollte jedoch nicht in Farbe ertränkt werden. Nach dem Trocknen hat sich das Pigment in den Gravurlinien, rund um Lukendeckel und andere Details abgelagert. Das Modell ist insgesamt im Farbton etwas dunkler und schmutziger geworden. Nun wird mit der dunkelgelben Grundfarbe trockengebürstet, insbesondere an stark abgenutzten Stellen und an Oberflächendetails.

Das Modell sollte nun ca. 30 % Dunkelgelb und 70 % schmutziges Weiß zeigen. Nun wird auch mit Weiß trockengebürstet, jedoch nur an den flachen Stellen, zwischen den Details, auf der Turmdecke, die Panzerplatten am Turm, Lukendeckel etc. Auf diese Weise wird ein helles Weiß gesetzt, umgeben von schmutzigem Weiß und dunkelgelben Flecken der Grundfarbe. Beim Bürsten mit Dunkelgelb und Weiß wird außerdem etwas von der braunschwarzen Verschmutzung aufgenommen, die die einzelnen Töne zusätzlich abmischt.

Zuletzt können einige Details und Gravuren noch mit schwarzer Wasserfarbe herausgehoben werden. Dieser extreme Kontrast verleiht dem Modell Tiefe, geht aber über die normale Luftperspektive hinaus. Wem es gefällt, der darf ruhig mit dieser Technik spielen.

Gefrorener Schlamm

Räder und Kettenlaufwerk können in einem dunklen Erdbraun gehalten werden. Im Winter friert der Schlamm an, er trocknet nicht. Schlamm wird mit einer Mischung aus Backpulver, Acrylfarbe und Holzleim hergestellt. Die klebrige Paste wird auf Räder und Laufwerke verteilt. Nach dem Trocknen wirkt die Oberfläche staubig, der Schlamm sollte daher mit verdünntem und leicht geschwärztem Firnis besprüht werden, gerade genug um ihm einen dunklen und nur leicht glänzenden Look zu verleihen.

Der letzte Schliff

Die bereits genannten Arbeitsschritte können mehrfach wiederholt werden, bis der gewünschte Effekt erreicht ist. Der gezeigte Pz.Kpfw. IV wurde dreimal in unterschiedlich aufgehelltem Weiß und Dunkelgelb gebürstet, bis ein starker Schatteneffekt erreicht war. Falls die Transferbilder mit Farbe abgedeckt wurden, empfiehlt sich ein leichtes Anschleifen mit 600er Schleifpapier und etwas Wasser, bis die Abzeichen wieder gut sichtbar sind. Aus diesem Grund decken wir die Abzeichen mit glänzendem Firnis ab. Der Lack bildet eine ausreichend dicke Schutzschicht, die auch ein vorsichtiges Anschleifen nicht übelnimmt.

Nun wird das Modell auf glänzende Stellen überprüft, die gegebenenfalls mit Mattlack oder Pastellkreide mattiert werden. Zuletzt kann Rost aufgetragen werden, z. B. am Auspuff, an der Kettenabdeckung und an Abschleppkabeln. Der Autor verwendet echten Rost. Feines Rostpulver wird an einem alten Gartenwerkzeug abgeschabt, mit Wasser angemischt und mit dem Pinsel aufgetragen. Nach dem Trocknen wirkt der Rost beinahe echt.

Nach der Fertigstellung sollte das Modell sehr attraktiv aussehen, kontrastreich, stark verwittert und sehr realistisch. Der Wintertarnanstrich erzählt eine komplexe Geschichte; der Betrachter kann sich die extremen klimatischen Bedingungen vorstellen und die harten Einsatzbedingungen der Truppe nachvollziehen.

Jim Gordon

Bemalen von Figuren und Fahrzeugen