Preußischer General der Infanterie Johann Jakob Wunsch
Johann Jakob Wunsch, geboren am 22. Dezember 1717 in Heidenheim, Württemberg, als Sohn eines Kürschners names Wünsch, gest. als königlich preußischer General der Infanterie am 18. Oktober 1788 in Prenzlau. Seine Vaterstadt erfreute sich damals schon guter Schulen; die Eltern scheinen ziemlich wohlhabend gewesen zu sein; so kommt es, dass der junge Bürgersohn eine recht gute Erziehung erhält und im 18. Lebensjahr als Offizierszögling in ein württembergisches Regiment eintreten kann. Später kämpft er in österreichischem Dienst gegen die Türken, wird 1739 Offizier, tritt bald in bayerischen Dienst, als das Husarenregiment Frangipani aufgestellt wird, wo auch Luckner dient, und kommt mit diesem nach den Niederlanden.
Nach dem Frieden 1749 wird der Rittmeister Wunsch abgedankt. Doch bleibt er zunächst in Holland wohnen samt seiner kleinen Familie. Er hat sich schon früher im österreichischen Dienst verheiratet mit der Tochter eines Kriegskommissars, Josephine le Roi. Beim Ausbruch des Siebenjährigen Krieges meldet sich Wunsch beim großen König, wird auch von ihm als Hauptmann in einem Freikorps eingestellt. Zugleich überreicht Wunsch seinem neuen Kriegsherrn einen ungemein sinnreichen Plan für die Organisation von leichten Truppen, Betrachtungen über Führung des kleinen Krieges. Dadurch und durch den Umstand, dass Prinz Heinrich, unter dessen Augen Wunsch zunächst kämpft, dessen ganzes Verhalten auf das rühmlichste hervorhebt, wird Friedrich der Große auf ihn aufmerksam, überträgt ihm 1758 die Errichtung eines eigenen Frei-Bataillons von Wunsch (F7), ernennt ihn schon 1759 zum General und zieht ihn in seine Nähe. Ein solch aufmerksames Auge, solch rasch zuschlagenden Entschluss, wie er in der Brust des jungen Generals Wunsch wohnt, das ist es eben, was der König braucht und hoch schätzt. Bald vertraut er dem liebgewonnenen Waghals auch größere Truppenmengen zu Pferd und zu Fuß an.
Die Schlacht bei Kunersdorf ist geschlagen am 12. August 1759; Friedrich der Große sieht sein Heer auseinanderbrechen, das Leben seines Staates bedroht. Nur das kleine Corps des Generals Wunsch ist unversehrt geblieben; ihm überträgt der König die nächste Deckung der Armee und der Hauptstadt; gegen alles Erwarten zaudert der siegreiche Feind. So vermag der König sich aufzuraffen und sendet den General Wunsch mit einem Corps von 10–12.000 Mann nach Sachsen, woher neue Gefahr droht. Damit betritt Wunsch seine Laufbahn als selbständiger Führer. „Ich setze all mein Vertrauen auf Ihn“, schreibt ihm der König, mit dem Wunsch in direktem Verkehr steht. Schon Ende August kann Wunsch melden, dass er den Österreichern und der Reichsarmee die Plätze Wittenberg und Torgau abgenommen. „Die erste gute Zeitung, die ich seit einem Jahr bekommen“, meint der König.
Der Entsatz von Dresden kann nicht mehr gelingen, denn schon ist die Stadt an die Österreicher übergeben. Bei Torgau dagegen sammeln sich die Feinde aufs neue; in Eilmärschen rückt Wunsch heran und schlägt mit kaum 8000 Mann die 14.000 Feinde vollständig. „Dies war nach der unglücklichen Schlacht bei Kunersdorf die erste Waffenthat, welche Zeugniß ablegte, daß aus der preußischen Armee der kriegerische Geist noch nicht entwichen war.“ Wunsch hat sich als ungemein geschickter Truppenführer erwiesen. Bald darauf nimmt er den Franzosen Leipzig ab und schlägt die Österreicher nochmals bei Kemberg. Friedrich der Große zieht jetzt selbst heran, um noch vor dem Winter den österreichischen Feldherrn Grafen Daun vollständig aus Sachsen hinauszuschlagen. Die Generale Finck und Wunsch werden dem Gegner in den Rücken gesandt in die Gegend von Maxen. Durch die weite Entfernung von der Hauptarmee, durch die genaue Kunde, welche Graf Daun bald von ihrer Isoliertheit erhält, kommen die beiden Generale in überaus missliche Lage und sehen sich am 20. November 1759 vollständig bei Maxen eingeschlossen. Nach verzweifelter Gegenwehr muss Finck sich in der Frühe des 21. November ergeben. Wunsch verwirft den Gedanken an Kapitulation, setzt sich an die Spitze zweier Reiterregimenter, um sich durchzuschlagen; doch misslingt sein Versuch und er wird ebenfalls gefangen.
Während der nächsten Jahre bleibt Wunsch in Kriegsgefangenschaft in Innsbruck. Nach dem Frieden 1763 lässt der König über alle die bei Maxen gefangenen Generale unter Zietens Vorsitz Kriegsrecht halten. Es sind ihrer neun. Acht, darunter Finck, werden verurteilt. Wunsch war der einzige, der freigesprochen und in alle seine Ehren wieder eingesetzt wird ob seiner kühnen Entschlossenheit und seines mannhaften Verhaltens. Noch sind ja seine Verdienste frisch im Gedächtnis, wie er im Unglücksjahr es gewesen, der den preußischen Namen wieder zu Ehren gebracht.
Nicht unwahrscheinlich ist es, dass Lessing, der mit besonderer Bewunderung auf die kecken Führer der Freikorps blickte, aus den Taten des Generals Wunsch, aus der Wiedereinsetzung in alle seine Ehren sich Züge entlehnte für die Figur seines Tellheim, der ja auch ein Nichtpreuße war, der Führer eines Freikorps.
Die Friedensjahre, welche nun Wunsch in seiner Garnison Prenzlau verbringt, werden kaum unterbrochen durch den tatenlosen Feldzug des Jahres 1778, in welchem er ein selbständiges Corps von 20.000 Mann befehligt. Alljährlich bringen ihn die Manöver bei Potsdam in die Nähe seines Königs, der den alten Kriegsgefährten stets mit Auszeichnung behandelt. Auch Friedrich Wilhelm II. weiß die Verdienste des alten Generals zu würdigen. Er ernennt ihn 1787 zum General der Infanterie und nimmt ihn unter die Ritter vom hohen Orden des Schwarzen Adlers auf; Ehrenstellen und Auszeichnungen, welche bis daher keinem Manne seiner Herkunft zu teil geworden sind.
Am 18. Oktober 1788 erliegt Wunsch einer längeren Krankheit; er wird in der Nikolaikirche in Prenzlau beigesetzt. Nachkommen hat er nicht hinterlassen, denn sein einziges Kind, ein Sohn, war im Gefecht bei Peterswalde 1759 unter den Augen des Vaters gefallen. Die Kasernen, welche er in Prenzlau bauen ließ, tragen heute noch den Namen des allgemein verehrten Generals. Auf dem Denkmal, welches Prinz Heinrich 1790 seinen Kriegsgefährten in Rheinsberg errichten ließ, hat auch General Wunsch Platz gefunden. Zugleich aber prangt sein Name, der des Bürgersohns von Heidenheim, auf dem Denkmal Friedrich’s des Großen.
Pfister, Albert von: „Wunsch, Johann Jakob“ in Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 44 (Leipzig 1898)
Generalmajor von Wunsch
Generalmajor von Wunsch, dieser hat jetzt ein ganz Freyregiment, nachdem er das Bataillon, was Chossignon errichtet, und nach dem Johann Wilhelm von Monjou gehabt, erhalten.
Pauli, Dr. Carl Friedrich: Leben grosser Helden des gegenwärtigen Krieges