Demonstration

Demonstration.

Demonstration, Vorspiegelung, dient zur Verheimlichung der eigentlichen Bewegungen einer Armee, um dadurch den Feind irre zu führen, und den Zweck unserer getroffenen Maßregeln desto sicherer zu erreichen. Die Demonstrationen bestehen daher vorzüglich im Detachieren eines besonderen Truppenkorps, welches durch seine Bewegungen den Feind von Ferne her bedroht, und ihn beständig in der Furcht erhält, jeden Augenblick angegriffen zu werden, während das Ganze der Armee auf einem anderen Punkt, von dem durch die Demonstration die feindliche Aufmerksamkeit abgezogen ist, auf den Feind losgeht. Sie unterscheidet sich daher von den Scheinangriffen, wo man über den Feind wirklich, aber nicht auf dem eigentlichen Angriffspunkt herfällt. Man bedient sich der Demonstrationen vorzüglich, wenn man geradezu schwächer als der Gegner ist, oder wenn man eine Umgehung desselben bewerkstelligen will; am geschicktesten dazu ist die Reiterei. In Fällen, wo nach Lage der Dinge der Feind vorauszusetzen berechtigt ist, dass wir eine Diversion machen, ihn auf gewissen seitwärts oder rückwärts gelegenen Punkten angreifen werden, kann man oft gegen ihn dadurch demonstrieren, dass man, während der Gegner zu Detachierungen verleitet ist, ruhig auf seinem Platz stehen bleibt, um ihn dann, nachdem er sich auf diese Art geschwächt hat, mit Übermacht anzugreifen.

Demonstrationen des Feindes macht man dadurch unwirksam, dass man ihm mit Vorsicht auf den Leib geht, wo man dann sogleich erfahren wird, ob man es mit der ganzen Armee des Feindes zutun hat oder nicht; ist das letztere der Fall, so kann man dadurch fürs erste auf seine Schwäche schließen, und dringt bis auf den Punkt vor, von wo aus man die Bewegungen des Gegners zu enthüllen im Stande ist. Dann ist es leicht, die nötigen Gegenanstalten zu treffen, und es wird in den meisten Fällen am geratensten sein, selbst zum Angriff überzugehen, und dem Feind während seiner Bewegungen auf den Hals zu fallen, ehe er sich wieder formieren kann. Man gibt sich sogar oft dadurch den Anschein einer Blöße, dass man den Feind ruhig seine Demonstrationen ausführen lässt, ohne etwas dagegen zu unternehmen, während man aber seine Stellung ändert, also schon dadurch den feindlichen Plan vereitelt, und nun Gelegenheit bekommen kann, ihn selbst in die Falle, die er uns legen wollte, zu locken.

Im Allgemeinen bleibt daher das Spiel der Demonstrationen immer gewagt; denn lässt sich der Feind nicht verleiten, so steht die Sache immer um so misslicher. Man muss daher seinen Gegner genau kennen, ehe man ihm Demonstrationen zu machen versucht, und vorzüglich sich zu erfahren bemühen, ob die Blößen, die er uns dabei gibt, nicht absichtlich sind.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe