Bewegung
Bewegung der Truppen ist zweierlei, 1) Bewegung als Marsch, 2) Bewegung als Manöver. Die Bewegung als Marsch hat bloß den Zweck, einen Weg zurückzulegen, die Bewegung als Manöver hat das Gefecht zum Zweck; die Kunst die letzteren auszuführen, heißt vorzugsweise die Bewegungskunst. Stellung, Bewegung und wirkliches Gefecht bilden die Grundlage der ganzen Taktik, und gestalten sich nach den Eigentümlichkeiten jeder der verschiedenen Waffen. – Die Bewegungskunst zerfällt in drei Teile, nämlich:
- Die Kunst, Linien zu bilden, oder alle Arten von Aufmärschen und Deployements durchzuführen.
- Die Kunst, Linien in allen Richtungen zu bewegen; dahin gehören a) der Frontmarsch rückwärts und vorwärts und der Chok, b) das Ziehen oder der Marsch in schräger Linie, teils mit Rotten, teils mit Abteilungen, Staffeln (Echelons), c) die Bewegung in Bogenlinien, und zwar mit ganzen Linien, durch die Schwenkungen, oder mit Abteilungen, im einspringenden Bogen, durch den Marsch vorwärts staffelweise von beiden Flügeln und im ausspringenden Bogen, durch den Marsch vorwärts staffelweise aus der Mitte.
- Die Kunst, Linien in Kolonnen wieder aufzurollen, durch Abmärsche, Abbrechen, Schwenken in Abteilungen, und Hintereinanderschieben der Abteilungen.
In Absicht und Art der Bewegung jedes einzelnen Soldaten ist sie entweder auf der Stelle (Wendung auf der Stelle) oder Marsch. S. Evolution, Wendung, Marsch usw.
Bewegung des Geschützes
Bewegung des Geschützes, ist entweder bloß die mechanische, oder die taktische Bewegung desselben. Die letztere, wo das Geschütz bespannt, und mit Bedienung versehen ist, hat dieselben Abteilungen wie die Bewegung der übrigen Truppengattungen. Die erstere betrifft die Bewegung einzelner Geschütze, sowohl mit als ohne Lafette, und teils durch Pferde (s. Bespannung), teils durch Menschen.
Man rechnet, dass ein Mensch 80 bis 100 Pfund tragen kann; 12 Mann tragen also bequem einen Sechspfünder, indem man einen Baum an der Traube, einen zweiten an den Delphinen, einen dritten unter einem anderen in die Mündung gesteckten Baum befestigt. Einen dreißigpfündigen Mörser kann man auf ähnliche Art durch 10 bis 12 Mann fortbringen, indem man ihn auf die Mündung setzt, 2 Hebebäume an den Schildzapfen, und quer unter ihnen 2 andere festmacht. Schwereres Geschütz wird auf Walzen fortgebracht, und zwar entweder durch Handspeichen, oder durch ein an der Traube oder dem Mundstück befestigtes Tau, in welches man durch darin gemachte Schlingen, Bäume steckt. Auf ähnliche Art ziehen Menschen auch Geschütze auf ihren Lafetten, oder auf Blockwagen, Triqueballen usw. fort; statt der letzteren kann man sich auch eines Protzwagens bedienen, wo das Rohr des Geschützes an den Delphinen, durch Seile oder Ketten, unter dem Protzschemel und Protznagel hängt. Wie Geschütze auf Türme, Wälle, über Gräben und Flüsse zu bringen sind, s. d. Artikel, so wie auch Marsch.
Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)