Rohr

Rohr.
Geschützrohr mit Mündung (c), Kopf (k), Langfeld (l), Zapfenstück (z), Bodenstück (b), und Traube (t). In der Draufsicht sind die Henkel nicht dargestellt.

Rohr, nennt man bei allen Geschützen sowohl, als bei dem kleinen Gewehr, denjenigen Teil, welcher dazu dient, die Ladung, nebst dem fortzutreibenden Geschoss, mit Sicherheit aufzunehmen, und letzterem die gehörige Richtung zu geben. Bei dem kleinen Feuergewehr heißt dieser Teil indessen noch häufig Lauf, von dessen Verfertigung unter diesem Worte gehandelt worden ist.

Sowohl die eisernen, als die metallenen Geschütze, werden in einer gebrannten Form von Lehm gegossen, welche früher um ein dazu gemachtes Modell von Zierleimen geformt war, statt dessen man sich jetzt eines sorgfältig gearbeiteten Modells von Messing, auch von Holz bedient. Die eisernen Geschütze können jedoch auch in Formen von Sand gegossen werden, welche vermittelst Modellen von Holz oder Metall verfertigt, und in eiserne Kapseln geschlossen sind. Damit das Metall oder Eisen in der Form desto dichter werde, erhält dieselbe oberhalb eine zylinderförmige Verlängerung, welche ebenfalls vollgegossen wird, und die Masse in der eigentlichen Form des Geschützes zusammendrückt; diese Verlängerung heißt der verlorne Kopf. Bei dieser Art des Gießens werden die Geschütze gegossen, ohne dass in der Mitte ein leerer Raum bleibt; dies nennt man aus dem Vollen gießen, wenn man aber in die Form einen eisernen, mit Lehm belegten Zylinder setzt, welcher der Kern heißt, und beinahe den Durchmesser der Seele hat, so bleibt innerhalb des Geschützes ein leerer Raum, und dies nennt man über den Kern gießen.

Die Gießöfen werden von besonders guten Mauersteinen, sehr stark gebaut; ihr innerer Raum ist tonnenförmig, ihr Boden oder Herd aber keilförmig, und nach dem Gussloch hin abhängig. Vor dem Ofen ist eine Vertiefung, die Dammgrube, in welche die Formen senkrecht, und mit ihrer oberen Öffnung niedriger, als das Zapfenloch des Ofens, gestellt werden. Das vorne am Boden des Ofens befindliche, von innen nach außen verstopfte Zapfenloch wird, wenn das Metall den erforderlichen Grad der Hitze hat, vermöge einer Stange mit eiserner Spitze geöffnet, und das Metall wird durch gemauerte und gut geheizte Rinnen, nach den Formen abgeleitet. Nach dem Erkalten der Geschütze werden sie aus der Dammgrube genommen, die Formen zerschlagen, der verlorne Kopf abgeschnitten, das Rohr abgedreht, ein kupferner Zündlochstollen eingesetzt, und dann das Rohr und das Zündloch gebohrt.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe