Fürstenberg

Fürstenberg.

Fürstenberg, altes Grafen- und Fürstengeschlecht in Schwaben, als dessen Stammvater Graf Unruoch, Zeitgenosse Karls d. Gr., genannt wird. Die ununterbrochene Reihe der Dynasten beginnt 1136 mit Egino II., Grafen von Urach; dessen Nachkommen erbten 1218 die zähringschen Besitzungen in der Baar (s. d.), wo sie in der Mitte des 13. Jahrhunderts das Schloss und Städtchen Fürstenberg erbauten. Heinrich (gest. 1284), der dritte Sohn Eginos V. von Urach, erhielt als Erbe Fürstenberg, Villingen, Haslach etc., während der ältere Sohn Eginos V. Freiburg i. Br. bekam. Die so unter Heinrich entstandene besondere Linie Fürstenberg teilte sich bald in mehrere Linien, die zwar in der Mitte des 16. Jahrhunderts in der Person Friedrichs III. (1559) auf kurze Zeit vereinigt wurden, aber sich schon unter seinen Söhnen wieder trennten. Christoph I. stiftete die Kinzigthaler, Joachim die Heiligenberger Linie, von denen sich erstere später in zwei neue Linien schied: in die vom Grafen Wratislaw II. (1600–1642) gestiftete Möskircher, die 1744 ausstarb, und die vom Grafen Friedrich Rudolf (1602–1655) gegründete Stühlinger.

Die Heiligenberger Linie erhielt bald hohe Würden in Deutschland, indem Graf Hermann Egon, 1664 in den Reichsgrafenstand erhoben, 1667 Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat erhielt. Diese Linie starb jedoch schon mit Anton Egon 1716 aus, und die Reichsfürstenwürde ging auf die Kinzigthal-Möskircher Linie und nach deren Aussterben auf die Kinzigthal-Stühlinger Linie über. Allein auch diese teilte sich wieder in zwei Zweige: die Söhne des Landgrafen Ferdinand teilten ihr Erbgut, und Joseph Wilhelm Ernst (gest. 1762) gründete die fürstliche, Ludwig August Egon (gest. 1759) aber die landgräfliche Linie, deren Güter in Österreich und Mähren lagen, und die daher gewöhnlich die Subsidiallinie in Österreich genannt wurde. Die fürstliche Linie blühte in Schwaben fort, ihr Stifter Joseph Wilhelm Ernst erhielt 1762 von Kaiser Franz I. das Recht, dass alle ehelichen Söhne der Fürstenberge den Fürstentitel führen durften, während bisher die nicht regierenden Familienglieder Landgrafen hießen. 1804 erlosch diese Linie mit Karl Joachim, und die schwäbischen Erbgüter fielen nun an den böhmischen Zweig der österreichischen Subsidiallinie.

Das Fürstentum ward 1806 mediatisiert und kam teils unter badische, teils unter württembergische und hohenzollernsche (später preußische) Oberhoheit; es hatte zuletzt über 2000 km² mit 100.000 Einwohnern, bestand aus der Grafschaft Heiligenberg, den Landgrafschaften Stühlingen und Baar und den Herrschaften Jungnau, Trochtelfingen, Hausen und Meßkirch im südlichen Schwaben. Gegenwärtig bestehen zwei Hauptlinien, eine fürstliche und eine landgräfliche. Die fürstliche Linie zerfällt in zwei Zweige: 1) die Hauptlinie F.-Donaueschingen; gegenwärtiges Haupt ist Fürst Max Egon, geb. 13. Okt. 1863, königlich preußischer Major à la suite, erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses, folgte seinem Vetter Karl Egon (s. unten 6); 2) die Linie F.-Königshof (in Böhmen), Haupt Prinz Emil Egon, geb. 13. Jan. 1876. Die landgräfliche Linie besteht im Mannesstamm nur noch in der Linie F.-Weitra, deren Haupt Landgraf Eduard Egon, geb. 5. Nov. 1843, ist, nachdem die Linie F.-Taykowitz 22. März 1866 mit dem Landgrafen Friedrich Egon im Mannesstamm erloschen ist.

Namhafteste Glieder der Heiligenberger Linie:

Egon VII., Graf von, geb. 25. März 1588, gest. 24. Aug. 1635, für den geistlichen Stand bestimmt, trat nach dem Tode seiner älteren Brüder als Hofmarschall und Geheimrat in bayerische Dienste, ging 1629 als ligistischer General und Feldzeugmeister nach Mantua, vollzog 1631 das Restitutionsedikt in Franken und Württemberg, vereinte sich dann mit Tilly und starb als Generalleutnant des schwäbischen Kreises.

Franz Egon, Graf von, geb. 10. April 1625, gest. 1. April 1682, Sohn des vorigen, trat in den geistlichen Stand, ward Domherr zu Köln, Straßburg, Lüttich, Hildesheim und Speyer, dann Weihbischof und Domdechant zu Köln, Dompropst zu Hildesheim, 1663 Bischof von Straßburg, zuletzt auch gefürsteter Abt zu Lüders und Murbach sowie zu Stablo und Malmedy. Als Geschäftsträger des Kölner Kurfürsten Maximilian Heinrich diente er besonders im Aachener Frieden 1668 und im Kriege Ludwigs XIV. wider Holland seit 1672 dem französischen Interesse. Nachdem Köln 1674 zum Frieden mit Holland genötigt worden war, begab sich Fürstenberg nach Frankreich. 1675 in die Reichsacht erklärt, ward er erst 1681, nach der französischen Besitznahme Straßburgs, daselbst wieder Bischof. Der Verrat der Stadt an Ludwig XIV. durch ihn ist nicht erwiesen.

Wilhelm Egon, Graf von, geb. 2. Dez. 1629, gest. 10. April 1704 in St.-Germain-des-Prés, Bruder des vorigen, Minister des Kurfürsten Maximilian Heinrich von Köln und sklavischer Anhänger Frankreichs, ward 1674 während seiner ränkevollen Tätigkeit, die den Frieden mit Holland verhinderte, gefangen nach Wien gebracht, zum Tode verurteilt, auf Verwendung des päpstlichen Nunzius begnadigt und 1679 wieder in Freiheit gesetzt. Ludwig XIV. verhalf ihm 1682 zum Bistum von Straßburg, 1686 zum Kardinalshut, 1688 zur Koadjutorswürde in Köln und setzte seine Wahl zum Nachfolger des Kurfürsten Maximilian Heinrich durch. Als Kaiser und Papst dagegen Einspruch erhoben, ging Fürstenberg an den französischen Hof und erhielt später die Abteien St.-Germain-des-Prés und Fécamp.

Anton Egon, Fürst von, geb. 23. April 1656, gest. 10. Okt. 1716 in Wermsdorf, Sohn des Fürsten Hermann Egon, Neffe des vorigen, war Günstling Augusts des Starken, der ihn nach seiner Erhebung auf den polnischen Königsthron zum Statthalter in Sachsen ernannte. Mit ihm erlosch die Heiligenberger Fürstenlinie.

Der Stühlinger Linie gehörten an:

Ludwig August Egon, Landgraf zu Fürstenberg-Weitra, geb. 4. Feb. 1705 in Aschaffenburg, gest. 10. Nov. 1759 in Linz; August 1728 zum schwäbischen General-Wachtmeister ernannt, am 6. September 1731 kaiserlicher Generalfeldwachtmeister, 9. März 1739 Generalfeldmarschall-Leutnant der Reichsarmee, 1741 kaiserlicher Feldmarschall-Leutnant, am 20. November 1754 Generalfeldzeugmeister; von 1724 bis zu seinem Tode 1759 Inhaber des 2. Schwäbischen Kreis-Infanterie-Regiments Fürstenberg der Reichsarmee.

Karl Aloys, Fürst zu, trat in österreichische Kriegsdienste, machte den Krieg gegen die Türken, dann die Feldzüge gegen die Franzosen mit. 1796 zum Feldmarschallleutnant ernannt, kommandierte er eine Division der Armee von Latour, war namentlich an den Kämpfen gegen Moreau beteiligt, leitete dann den berühmten Angriff auf den Brückenkopf bei Hüningen und fiel 25. März 1799 in der Schlacht bei Stockach. Vgl. Tumbült, Karl Aloys Fürst zu Fürstenberg 1760–1799 (Tübing. 1899).

Sein Sohn Karl Egon, Fürst von, geb. 28. Okt. 1796 in Prag, gest. 22. Okt. 1854 in Ischl, folgte 1804 dem Fürsten Karl Joachim, wurde nach der Mediatisierung seines Fürstentums Standesherr in Württemberg, Baden und Hohenzollern, studierte 1811–1813 in Freiburg und Würzburg, begleitete 1814 als Ordonnanzoffizier den Fürsten Schwarzenberg nach Paris, verließ aber nach dem Frieden den Militärdienst und lebte der Pflege von Kunst und Wissenschaft sowie der Förderung der Landwirtschaft und der Wohltätigkeit; so gründete er ein Krankenhaus in Donaueschingen, ein Blindeninstitut in Neidingen, eine Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder etc. Mit dem Großherzog Leopold, als dem Bruder seiner Gemahlin, nahe verwandt, vermittelte Fürstenberg auf dem badischen Landtag 1831 zwischen Fürst und Volk, verhalf im Verein mit Wessenberg und Zell der Pressefreiheit zum Sieg und nahm als Vizepräsident der Kammer und guter Redner eine hervorragende Stellung ein. Dennoch vielfach angefeindet und bei Ausbruch der Revolution von 1848 verunglimpft, schied er, nachdem er noch am ersten Landtag nach Unterdrückung des Aufstandes teilgenommen, aus der Kammer aus und lebte abwechselnd in Böhmen, Wien und Berlin. Er hatte viel Sinn für Musik, in seiner Kapelle dirigierten Konradin Kreutzer und Wenzel Kalliwoda. Ein dichterisches Denkmal setzte ihm sein Bibliothekar Karl Egon Ebert (Prag 1855). Ihm folgte sein gleichfalls um Kunst und Wissenschaft hochverdienter Sohn Karl Egon von Fürstenberg, geb. 4. März 1820, gest. 15. März 1892. Dessen Sohn, Karl Egon, starb 27. Nov. 1896 in Nizza. Mit ihm erlosch die Hauptlinie in Donaueschingen; es folgte ihm in den schwäbischen Besitzungen das Haupt der Pürglitzer Linie, Fürst Maximilian Egon, der ins preußische Herrenhaus berufen und in die deutsche Armee aufgenommen wurde (s. oben).

Bibliographie

  • Münch: Geschichte des Hauses und des Landes Fürstenberg (Aachen 1829–47, 4 Bde.)
  • Riezler: Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg bis 1509 (Tübing. 1883)
  • Riezler und Baumann: »Fürstenbergisches Urkundenbuch« (Tübing. 1877 bis 1890, Bd. 1–7); fortgesetzt in den »Mitteilungen aus dem Fürstlich Fürstenbergischen Archive« (hrsg. von Baumann und Tumbült, 1899–1902, 2 Bde.).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Schwäbischer Reichskreis