Rostow

Rostow, 1) Kreisstadt im russischen Gouvernement Jaroslaw, am Nerosee und an der Bahn Moskau–Jaroslaw, mit 31 Kirchen (darunter einige sehr alt), fünf Klöstern, einem historischen Museum, einem Mädchengymnasium, einem großen Kaufhof, einer Stadtbank, zwei ansehnlichen Jahrmärkten, berühmtem Gemüsebau und (1897) 13.016 Einwohnern. Rostow wird bereits 862 von Nestor erwähnt und ist die älteste Stadt im Innern Russlands.

Rostow am Don, 2) Bezirks- und Hafenstadt im Donischen Gebiet (Russland), am rechten, hohen Ufer des Don, bei der Einmündung des Temernik, hat 14 orthodoxe, eine lutherische und eine kath. Kirche, zwei Synagogen, eine Moschee, ein 1897–99 erbautes Rathaus, ein Denkmal Alexanders II. zwei Gymnasien (eins für Mädchen), zweio Real- und eine Handelsschule, eine Navigationsschule, eine Talmud Thora, ein Kranken-, Armen- und Findelhaus. Der Stadtteil am Don ist gut gebaut und mit Gas- und Wasserleitung, Theater, Straßenbahn und komfortablen Hotels ausgestattet. Rostow hatte 1897: 119,889 Einwohner (darunter Juden, Armenier, Griechen, Deutsche, Italiener und Franzosen); außerdem strömen in Rostow während der Dauer der Schiffahrt ca. 50.000 Arbeiter verschiedener Nationalitäten zusammen. Die Industrie umfasst namentlich Tabakfabrikation, Getreidemüllerei, Graupen- und Makkaronifabrikation, Seilerei, Ziegelei, ferner bestehen drei Eisengießereien, ein großes Elektrizitätswerk und zahlreiche Druckereien. In Rostow erscheinen drei große Tageszeitungen. Rostows kommerzielle Bedeutung beruht auf seiner Lage, 64 km vom Asowschen Meer, an der Mündung des hier ca. 200 m breiten Don, der die Stadt auf 4 km Länge bespült und einen brauchbaren natürlichen, jedoch sehr seichten Hafen bildet. Rostow, das als Stapelplatz mit Nachitschewan (s. d. 2) als Eine Stadt betrachtet werden muss, ist ferner Knotenpunkt der Eisenbahnlinien Rostow–Nikitowka (Katharinenbahn), Koslow–Woronesh–Rostow und Rostow–Wladikawkas. Die Getreideausfuhr ist sehr bedeutend, 1903 wurden insgesamt 1.344.340 T. Waren im Wert von 57,5 Mill. Rubel ausgeführt, wovon auf Weizen, Roggen, Gerste und Hafer allein 1.320.200 T. entfielen. Die Einfuhr ist gering (1903 für nur 1.222.664 Rubel) und umfasst hauptsächlich landwirtschaftliche Maschinen, Eisen- und Stahlwaren (aus Deutschland), Öl und Südfrüchte. Der Schiffsverkehr mit dem Ausland bezifferte sich 1903 auf nur zehn Schiffe mit 803 Reg.-Ton. in Eingang und Ausgang. Die Küstenschifffahrt (vornehmlich mit Taganrog und Mariupol) umfasste außerdem 3571 Fahrzeuge mit 815.417 T. im Eingang und 3364 mit 792.877 T. im Ausgang. Der geringe ausländische Schiffsverkehr erklärt sich durch die Unzugänglichkeit des Hafens; das ausgeführte Getreide geht auf Leichtern nach der Taganroger Reede und wird dort auf Seeschiffe umgeladen. Dampfschiffsverbindung besteht mit Kalatsch am Don einerseits und den Häfen des Asowschen Meeres anderseits. Von den Jahrmärkten setzt der im Herbst 2,5 Mill. Rubel in Wollen-, Baumwollen- und Seidenstoffen, Porzellan- und Tonwaren, Leder-, Metall- und Kolonialwaren um. Auch der Fischfang sowie die damit verbundene Herstellung von Kaviar, Fischtran und Hausenblase (150–250.000 Rub.) ist bedeutend. Kommerzielle Anstalten sind: ein Zollamt erster Klasse, die Filiale der Reichsbank, die Städtische und die Kommerzbank, Abteilungen verschiedener Petersburger Banken, zwei Kreditvereine und viele Transport- und Versicherungskontore. Rostow ist Sitz eines deutschen Konsuls. Es entstand aus einer ursprünglich Dmitri-Rostowski genannten, 1761 als Festung angelegten Ortschaft; erst 1888 wurde es dem Donischen Gebiet einverleibt.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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