Stahl

Stahl.

Stahl, ist nicht anderes als ein vollkommen rein metallisches Eisen, welches indessen mit Kohlenstoff, ungefähr 1150 bis 1120, vermischt wird. Man unterscheidet durch die Bereitung zweierlei Arten von Stahl, nämlich Schmelzstahl, welcher bloß durch das Schmelzen gewisser Eisensteine zwischen Kohlen erhalten wird, und Brennstahl, der durch ein 4 bis 5-tägiges Weißglühen von dünnen Stangen Schmiedeeisen, zwischen Kohlenstaub, und in einem verschlossenen feuerfesten tönernen Kasten entsteht. Der Kohlenstaub muss aus hartem Holz gebrannt sein, mit 110 Asche vermengt werden, und heißt dann Stahlzement, von welchem man 4 Lot auf 1 Pfund Eisen rechnet. Beide Arten von Stahl werden gehärtet, indem sie glühend in sehr kaltem Wasser gelöscht werden. Der Grad der Härte wird desto größer, je stärker die Hitze und je kälter das Wasser ist. Da aber der Stahl bei größerer Härte auch an Sprödigkeit zunimmt, so muss man hierbei auf seinen künftigen Gebrauch Rücksicht nehmen. Schneidende Werkzeuge werden vor dem Ablöschen erst durch einen Brei von Hammerschlag und nassem Kohlenstaub gezogen, um zu verhüten, dass die Schneiden durch das Härten feine Risse bekommen. Soll die Sprödigkeit und zu große Härte wieder gemindert werden, so geschieht dies durch gelinde Erhitzung; wird diese zum Glühen erhöht, so verliert sich die Härte ganz. Der so bereitete Stahl ist zu Werkzeug, welches bloß Härte erfordert, hinlänglich tauglich; soll er aber noch Elastizität erhalten, z. B. zu Degen- und Säbelklingen, so wird er noch gegerbt. Zu diesem Ende zerbricht man ihn in dünne Schienen, und glüht ihn im Kohlenfeuer weiß; hierauf werden mehrere Schienen parallel gelegt, zusammengeschweißt, und mit abwechselndem Glühen unter dem zwei bis drei Zentner schweren Gerbe- oder Kneifhammer gestreckt. Diese Arbeit muss mehrere Male hinter einander wiederholt werden.

Der Stahl unterscheidet sich wesentlich von dem Roheisen durch sein größeres spezifisches Gewicht, seine größere Dehnbarkeit, indem er sich kalt und warm schmieden lässt, durch seine größere Härte, seine Schmelzbarkeit, seine Feinkörnigkeit im Bruch, und durch seinen Glanz, zumal wenn er poliert wird.

Zwar ist der Stahl strengflüssiger als das Roheisen, allein er schmilzt in der Hitze bis zum Weißglühen völlig, ohne seine Eigenschaften zu verlieren, und kann daher auch zum Gießen gebraucht werden. Vom Magnet wird der Stahl nicht so stark angezogen, nimmt auch die magnetische Eigenschaft nicht so leicht an, behält sie aber nachher desto länger.

In Deutschland wird der Stahl am besten in Kärnten und Steiermark gewonnen; der englische ist vorzüglich gut, der beste aber ist der sogenannte Damaszener Stahl (von der Stadt Damaskus in Syrien), welcher sich wegen seiner außerordentlichen Härte und Elastizität am besten zu Klingen schickt, aber bis jetzt sehr selten zu haben ist, da man seine Bereitung nicht kennt, und seine Ausfuhr vom türkischen Sultan aufs strengste verboten ist. Äußerlich hat dieser Damaszener Stahl keine besondere Kennzeichen, verträgt aber das Weißglühen nicht. Wird er kirschrot geglüht, gestreckt, poliert, und mit schwachem Scheidewasser übergossen, dann wieder abgewaschen, und abgetrocknet, so zeigen sich auf seiner Oberfläche weißliche, dunkelgraue und schwärzliche, schlangenförmige kleine Adern.

Hierdurch wurde man auf die Idee geleitet, ihn nachzumachen, und vermutete, dass er aus Stahl, weichem und sprödem Eisen zusammengesetzt sei. Man nimmt daher 8 Stahlbleche, 5 Bleche von weißem und 4 von sprödem Eisen, jedes 1 oder 2 Fuß lang, 1 Zoll breit und eine Linie dick, legt diese so auf einander, dass erst weiches Eisen, dann Stahl, dann sprödes Eisen, dann wieder Stahl usw. zu liegen kommt, gleichet alles mäßig, schweißt es zusammen, und glüht es abermals. Nun wird das Ganze mit dem einen Ende in einen Schraubstock gespannt, an dem anderen Ende aber mit einer Zange gefasst, und so lange schraubenförmig umgedreht, als es sich tun lässt. Das Glühen und Strecken wird wiederholt, die so gefertigte Stange entzwei gespalten, in den Spalt ein Blech von dem besten Stahl von gleicher Länge und Breite hineingelegt, und das Ganze wieder zusammengeschweißt. Dieses Blech gibt alsdann die Schneide.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe