Aussig

Aussig.

Aussig, Stadt im nördlichen Böhmen, links an der Elbe, in die hier die Biela mündet, in romantischer, fruchtbarer Gegend 140 m ü. M. gelegen, Knotenpunkt der Eisenbahnlinien PragBodenbach, Aussig–Teplitz, Aussig–Bilin und durch Zweigbahn mit der Nordwestbahn Wien–Tetschen verbunden, hat ein Rathaus, eine Stadtkirche mit Madonnenbild von Carlo Dolce, ein Denkmal Josephs II. und (1900) 37.285 (meist deutsche) Einwohner. Handel und Industrie von Aussig sind sehr bedeutend. Aussig hat eine große chemische Fabrik (2600 Arbeiter), das größte derartige Etablissement Österreichs, ferner ansehnliche Fabriken für Damenkleiderstoffe, Maschinen, Glas, Tonwaren, Lacke, Öl, Seife, Kerzen Zuckerraffinerie, Bierbrauerei, Gerbereien und Schiffbauanstalten. Aussig ist ein wichtiger Zentralpunkt des nordböhmischen Verkehrs; es hat zwei Elbhäfen, ist Station der Elbdampfschifffahrt mit großen Umschlagplätzen. Die wichtigsten Handelsartikel sind Braunkohle (1901 wurden hier 1,99 Mill. Ton. verschifft) und Zucker (295.000 t). Aussig ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und Hauptzollamts und hat ein Kommunal-Obergymnasium, eine Handelsakademie, Museum, Krankenhaus, Gas- und Wasserleitung, Elektrizitätswerk und elektrische Straßenbahn. Oberhalb der Stadt liegt die Ferdinandshöhe mit schöner Aussicht und am rechten Ufer der Elbe, 3 km oberhalb Aussig, auf steilem Felsen die malerische Ruine Schreckenstein, über dieser die Hohe Wostrey (Vysoký Ostrý) (585 m).

Die Stadt, seit Ottokar II. königliche Stadt, 1282 an Brandenburg verpfändet, aber bald zurückerworben, wurde in der Hussitenzeit an Meißen verpfändet und 1426 von den Hussiten zerstört. 1538 eingeäschert, erhielt Aussig als »allzeit getreue Stadt« 1547 Sitz und Stimme im Landtag. 1639 ward Aussig von den Schweden unter Banér erobert. Aussig ist der Geburtsort des Malers Raphael Mengs.

Bibliographie

  • Feistner: Geschichte der königliche Stadt Aussig, bis 1547 (Reichenberg 1883)
  • Moißl: Der politische Bezirk Aussig (Aussig 1887)
  • Wagner: Aussig und seine Umgebung (Aussig 1902, 2 Tle.)
  • »Urkundenbuch der Stadt Aussig bis zum Jahre 1526« (Prag 1896)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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