Befestigungsmanier

Montalembertsche Befestigungsmanier, Fig 289.

Befestigungsmanier, ist die von irgend einem Ingenieur angegebene gegenseitige Lage der Linien und Winkel einer Festung, der unter allen Umständen dieselben Linien und Winkel ähnlich gemacht werden sollen. Ungeachtet der ungeheuren Menge von Befestigungsmanieren (deren seit Erfindung des Feuergeschützes über Fünfhundert erschienen sind, von 1645 bis 1740 allein in 265, und während der darauf folgenden Fünfzig Jahre in 147 gedruckten Werken), welche oft Ideen angeben, die in der wirklichen Anwendung unausführbar sind, unzweckmäßige, und unnütze Verteidigungsmittel vorschlagen, so lassen sie sich doch sämtlich in Hinsicht auf ihren Zweck und ihre Eigenheiten auf die Eine zurückführen, welche den Satz zum Grunde hat, dass alle dargebotenen Vorteile der Ortslage möglichst benutzt, die Nachteile derselben aber verbessert und unschädlich gemacht werden müssen.

Ihrer Natur nach zerfallen die Befestigungsmanieren in folgende Hauptabteilungen: 1) die kreisförmige, 2) die tenaillenförmige, 3) die redanförmige, 4) die Befestigung mit Bollwerken und Kurtinen. Die letztere Manier zerfällt wieder in mehrere Unterabteilungen, und war bis jetzt die allein übliche; die bekanntesten davon sind die alte spanische, italienische, niederländische, ältere und neuere französische Manier; unter ihnen unterscheiden sich wieder die Befestigungsmanieren von mehreren einzelnen Ingenieurs, unter denen die vorzüglichsten Vauban, Cormontaigne und Coehoorn sind. Auch hat man jetzt ein neueres System aufgestellt, welches aus allen diesen schöpft; unter den tenaillenförmigen Befestigungsmanieren ist die berühmteste die Montalembertsche. Außer allen diesen ist hier noch das Demolitionssystem, und der völlig bedeckten Verteidigung zu erwähnen.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe