Italienische Befestigungsmanier
Italienische Befestigungsmanier, ist eigentlich diejenige, welche zuerst den Übergang von den Türmen der Alten zu den Bollwerken der Neueren machte, und scheint von dem Kriegsbaumeister Sanmicheli erfunden, oder wenigstens zuerst angewendet worden zu sein. Sie ward in der Folge durch Marchi, Busca und andere verbessert, so dass man größere, spitzwinkligere Bollwerke an die Stelle der kleinen, stumpfen setzte, und sie zugleich näher zusammen rückte. Die ältere Manier bekam nun den Namen der Spanischen, und die eigentlich so genannte Italienische war schon eine Verbesserung derselben. Der Umriss wird bei dieser von innen nach außen getragen, so dass die halben Kehlen, und die Flanken einenander gleich werden, auch ein Sechstel des inneren Polygons betragen. Die Nebenflanken der Kurtine betrugen im Sechseck ¼, im Siebeneck ⅓, und in den größeren Vielecken ½ der Kurtine; hiernach zog man dann von der Kurtine aus den Punkten, welche die Größe der Nebenflanken bestimmen, gerade Linien durch die Schulterpunkte, und erhielt dadurch die Facen.
Diese Befestigungsmanier hatte vorzüglich den Nachteil, dass die Länge der Streichlinien wächst, so wie der vorspringende Winkel spitzer wird; man musste daher das innere Polygon verkürzen, und die Bollwerke näher an einander rücken, um die gehörige Länge der Streichlinien zu erhalten, wodurch ein größerer Aufwand ohne größere Verteidigungsfähigkeit entstand.
Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)