Braunau
Braunau, 1) Stadt in Böhmen, 405 m ü. M., an der Steine, nahe der preußisch-schlesischen Grenze, an der Linie Halbstadt-Mittelsteine der Österreichisch-Ungarischen Staatseisenbahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein Benediktinerstift (1321 gegründet) mit reichgeschmückter Kirche, eine alte Holzkirche (auf dem Friedhof), ein Denkmal Josephs II., Obergymnasium, Baumwollweberei, Färbereien und Druckerei, Rouleaufabriken, Uhrenfabrik und (1900) 7609 deutsche Einwohner. Die Sperrung der von den Protestanten in Braunau erbauten Kirche (Dezember 1617) gab neben der Zerstörung der Kirche zu Klostergrab (s. d.) die nächste Veranlassung zu den böhmischen Unruhen und damit zum Dreißigjährigen Krieg. Südwestlich von Braunau auf dem Sandsteingebirge, welches das »Braunauer Ländchen« vom übrigen Böhmen trennt (s. Tafel »Bergformen I«, Fig. 2), liegt der schöne Aussichtspunkt Maria-Stern (674 m) mit Kapelle. Vgl. Wintera, Geschichte der protestantischen Bewegung in B. (Prag 1893).
Braunau, 2) (Branau am Inn) Stadt in Oberösterreich, am rechten Ufer des Inn, über den eine 273 m lange eiserne Brücke nach dem bayerischen Simbach führt, an den Staatsbahnlinien Neumarkt–Simbach und Braunau–Steindorf, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine schöne gotische katholische Pfarrkirche, eine evangelische Kirche, Brettsäge, Glockengießerei, Bierbrauerei, Elektrizitätswerk und (1900) 3864 Einwohner. Braunau ward 1202 zur Stadt erhoben, gehörte ursprünglich zu Bayern, fiel 1779 an Österreich und war bis 1808 befestigt. Am 26. Aug. 1806 wurde in Braunau auf Befehl Napoleons I. der Nürnberger Buchhändler Palm erschossen, dem 1866 daselbst eine Bronzestatue errichtet ward.
Märkte in Braunau am Inn
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909