Aufnehmen

Aufnehmen, heißt, ein Stück Land vermessen und in einer Zeichnung, Plan, Karte gennant, darstellen; geschieht dies bloß von Ackerstücken, Wiesen, Gebäuden, um daraus das Mein und Dein genau zu entnehmen, so ist die Aufnahme eine ökonomische; wird ein Land speziell vermessen, d. h. in einem bedeutend großen Maßstab, von 20 bis 24 Zoll auf die Meile, wo jede noch so kleine Einzelheit ausgedrückt wird, so ist die Aufnahme eine geometrische, und liefert topographische Karten; wird aber eine Aufnahme in der Art gemacht, dass sie allen Anforderungen des Militärs entspricht, so nennt man sie eine militärische.

Zu der näheren Bezeichnung dieser dient folgendes:

1) Sie wird in einem Maßstab von nicht über 12 Zoll auf die Meile gemacht, um zwar alle dem Militär wichtigen Gegenstände einzutragen, aber nicht die Haltung des Terrains durch unnütze Einzelheiten zu stören.

2) Sie muss mit den wenigsten Hilfsmitteln in der möglichst kürzesten Zeit ausgeführt werden.

3) Sie hebt die dem Militär wichtigen Gegenstände hauptsächlich hervor.

4) Sie verbindet zugleich den Zweck, die aufnehmenden Offiziere das Terrain militärisch kennen zu lehren. –

Die Grundlage des Aufnehmens ist eine Wissenschaft, nämlich das Feldmessen; aber um eine Vollkommenheit im Aufnehmen zu erlangen, ist Talent nötig, und um das Aufgenommene darzustellen, eine Kunst, die militärische Zeichenkunst. Außer diesen gehören dazu Kenntnisse von der mathematischen Geographie, von der sphärischen Trigonometrie, und von der Terrainlehre.

Das militärische Aufnehmen geschieht durch Instrumente und entweder durch wirkliches Messen, oder nach dem Augenmaß; die Aufnahmen selbst teils man aber gewöhnlich nach der Größe des Maßstabes in 3 Klassen.

1) Nach einem Maßstab von 500 Schritt auf einen Rheinländischen Duodezimalzoll, Situationspläne; man wendet sie an bei den Plänen der Schlachten, Belagerungen und Manövers, einzelner Positionen, großer Städte und ihrer Umgebungen.

2) Nach einem Maßstab von 1000 Schritt auf den Zoll, beim Aufnehmen der Kolonnenwege, des Laufs der Flüsse, der Lager, der Positionen im Großen, der Bewegungen einer Armee, ja selbst der Schlachtfelder, wenn man sich bloß auf die Namen der Brigaden einschränkt.

3) Nach einem Maßstab von 2000 Schritt auf einen Zoll, bei größeren Landvermessungen, wenn diese in kurzer Zeit geschehen soll, bei Kriegsschauplätzen, Flussgebieten usw. Darstellungen von Gegenden nach einem noch kleineren Maßstab heißen Spezialkarten, jetzt gewöhnlich 3 Zoll auf eine Meile; man gebraucht dennoch diesen Maßstab bei wirklichen Aufnahmen nicht.

Noch kleiner Karten treten in die Klasse der geographischen oder Generalkarten; eine andere Art sind die Dislokationskarten, von 1 bis 2 Zoll auf die Meile, wo man zwar alle Städte und Dörfer einträgt, und keinen noch so kleinen Ort auslässt, aber das Terrain und den Wasserzug im Kleinen außer Acht lässt, um die Anzahl der vorhandenen Feuerstellen mit roter Tinte daneben zu schreiben. Sie dienen den Generalen zur Verlegung der Truppen, und man fertigt sie gewöhnlich auszugsweise aus Spezialkarten an, wenn deren vorhanden sind; allein man muss aus ihnen den Sitz der Landesbehörden, der Bürgermeistereien, die Kreise, Bezirke usw. entnehmen können. Nach dem Augenmaß können nur die Aufnahmen der zweiten und dritten Klasse geschehen; man muss jedoch bei der zweiten Klasse bereits die Netze haben, oder eine gute Spezialkarte zum Grunde legen können. –

Die zum Aufnehmen nötigen Instrumente sind hauptsächlich das Astrolabium, der Messtisch und die Boussole; da sich aber der militärische Aufnehmer auf solche Instrumente einschränken muss, die er unter allen Umständen leicht mit sich führen kann, und ihm im Felde die meisten Gerätschaften der Feldmesser abgehen, so hat man zu diesem Behuf in neueren Zeiten den Reflektor, und die Patentboussole erfunden, durch welche vielleicht der Messtisch auf immer verdrängt worden wäre, wenn man ihnen nicht mit Grund den Mangel an Genauigkeit beim Aufnehmen vorzuwerfen hätte. – Übrigens s. Messinstrumente, sowie Feldmessen, Triangulieren, Krokieren usw.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe