Banat

Banat.

Banat (ungarisch Bánság) hieß in Ungarn jede Grenzprovinz, über die ein Ban herrschte. Nach den Türkenkriegen bestand nur noch ein Banat, das Temesvárer, das diese Benennung nach dem Passarowitzer Frieden erhielt, ohne je einen Ban gehabt zu haben. Es umfasste die Komitate Torontál, Temes und Krassó sowie die Banater Militärgrenze, hatte 28.040 km² (509 mi²) Flächenraum und grenzte im Norden an die Maros, im Westen and die Theiß, im Osten an die Ausläufer der siebenbürgischen Karpaten und im Süden an die Donau.

Das Banat war früher ein Teil Daciens. Zur Zeit der Begründung der ungarischen Monarchie erscheint der Kern des nachmaligen Banats als Fürstentum Esanád unter dem Fürsten Ajtony (s. d.), der um 1028 an Stephan I. seine Herrschaft verlor. Im Mittelalter selbst gab es kein Banat unter diesem Namen, sondern vier Komitate: Temes, Torantál, Krassó und Esanád. Schon durch die Einfälle der Mongolen und Tataren wurde das sog. Banat sehr verwüstet. Eine noch traurigere Zeit für das Banat begann Ende des 14. Jahrhunderts mit dem fast 300 Jahre dauernden Ansturm der Türken gegen Ungarn, der das Banat als Grenzland immer am schwersten traf. Dazu kam 1514 der Bauernaufstand unter Georg Dózsa (s. d.). Mit der Eroberung Temesvárs 20. Juli 1552 wurden die Türken Herren des Banats, das nun zu einem Sandschak unter einem Pascha mit zwei Rossschweifen (Beglerbeg) erhoben ward. Infolge des türkischen Steuerdrucks flohen viele Bewohner nach der Moldau, Walachei und Siebenbürgen. Endlich befreite Prinz Eugen das Banat im Oktober 1716; nach dem Fall Belgrads (1717) erreichte die Herrschaft der Türken ihr Ende. Um die Wiedergeburt des Banats erwarb sich Graf Mercy Verdienste. Temesvár wurde befestigt; Handel und Industrie wurden durch neue Straßen, Kanäle, deutsche Ansiedler, Künstler und Manufakturisten gehoben, die Sümpfe der Donau, Bega und Theiß größtenteils ausgetrocknet. Maria Theresia förderte den Bergbau, legte neue Dörfer an, zog deutsche Handwerker und Manufakturisten herbei und machte den von Mercy angelegten Begakanal schiffbar. Ungarn wurde das Banat aber erst 1779 wieder einverleibt; aus drei Bezirken wurden, trotz Einsprache des ungarischen Reichstags, die Banatmilitärgrenze gebildet.

Unter Franz I. erwarb sich Baron Wentheim um das Krassóer Komitat Verdienste. 1848 entspann sich auch hier der Bürgerkrieg unter den verschiedenen Nationalitäten, wobei Deutsche und Ungarn Hand in Hand gingen, die Rumänen sich neutral verhielten; die Serben hielten es mit den Kaiserlichen. Monatelang verteidigten sich die deutschen Bewohner Weißkirchens gegen die Serben. Bei Temesvár wurde die letzte blutige Schlacht des Freiheitskampfes geliefert, nach der Görgei 13. Aug. 1849 bei Világos die Waffen streckte. Die Neugestaltung Österreichs schied das Banat gleichwie die serbische Woiwodschaft von dem übrigen Ungarn, mit dem es erst Ende 1860 »auf Grund der staatsrechtlichen Ansprüche dieses Königreichs auf jene Gebiete« wieder vereinigt wurde.

Banater Militärgrenze

  • Infanterieregiment No. 69
    • 1. Banaler Grenz-Infanterie, 1750
    • 1. Banaler Grenz-Infanterie Nr. 69, 1769
    • 1. Banaler Grenz-Infanterieregiment Nr. 10, 1798
  • Infanterieregiment No. 70
    • 2. Banaler Grenz-Infanterie, 1750
    • 2. Banaler Grenz-Infanterie Nr. 70, 1769
    • 2. Banaler Grenz-Infanterieregiment Nr. 11, 1798
  • Infanterieregiment No. 71
    • Temesvarer Ansiedlungs-Corps, 1765
    • Temesvarer Infanterie-Regiment Nr. 71, 1769
    • Deutsch-Banater Grenz-Infanterie Nr. 71, 1775
    • Deutsch-Banater Grenz-Infanterie Nr. 12, 1798
  • Infanterieregiment No. 72
    • Illyrisch-Banater Grenz-Infanterie, 1766
    • Illyrisch-Banater Grenz-Infanterie-Regiment Nr. 72, 1769
    • Walachisch-Illyrisches Grenz-Infanterie-Regiment Nr. 72, 1775
    • Walachisch-Illyrische Grenz-Infanterie Nr. 13, 1798

Bibliographie

  • Böhm: Geschichte des Temeser Banats (Leipz. 1861, 2 Bde.)
  • Griselini: Versuch einer natürlichen und politischen Geschichte des Temeser Banats (Wien 1779–80, 2 Bde.)
  • Schwicker: Geschichte des Temeser Banats (Pest 1872)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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