Fort Ricasoli, Valetta, Malta

Fort Ricasoli, Valetta, Malta.

Fort Ricasoli auf der Landspitze Gallows Point an der Einfahrt zum »großen Hafen« von Valetta, vom gegenüberliegenden Fort St. Elmo aus fotografiert. Gallows Point war zur Zeit der osmanischen Belagerung von Malta 1565 unbefestigt, weshalb die Türken, dem Rat ihres Artillerieexperten Turgut Reis folgend, hier ebenfalls Belagerungsgeschütze auffahren und Fort St. Elmo von zwei Seiten sturmreif schießen konnten.

Die neue Festung am Gallows Point entstand von 1670 bis 1693 im Auftrag der Johanniter unter der Leitung des italienischen Festungsbaumeisters Antonio Maurizio Valperga. Gemeinsam mit Fort St. Elmo und Fort Tigne dominiert Fort Ricasoli die Einfahrten zum großen und Marsamxett Hafen.

Während der Napoleonischen Kriege war ein französisches Emigrantenregiment des Gustave de Montjoie, Graf von Froberg, in Fort Ricasoli stationiert. Die Truppe sollte ab Mai 1804 rekrutiert werden, zählte aber im Mai 1805 neben dem Oberst, nur einen Leutnant und 10 Mann, die von Malta aus mit allerlei falschen Versprechungen arglose Rekruten auf dem Balkan ausheben und das Regiment endlich im April 1806 auf 500 Mann verstärken konnten. Etwa 200 albanische und griechische Rekruten des Froberg-Regiments meuterten am 4. April 1807, nahmen gut 200 loyale Offiziere und Mannschaften als Geiseln, und wollten auf diese Weise ihre Rückreise in die Heimat auf britischen Schiffen erpressen. General Vilettes umstellte das Fort und zwang die Meuterer zur Aufgabe. Etwa 20 Meuterer verschanzten sich aber weiterhin im Fort Ricasoli und schossen mit Gewehren und Kanonen auf Vilettes Soldaten, bis einige loyale Männer des Froberg-Regiments über Leitern ins Fort eindrangen und die Meuterer überwältigten. Einer kleinen Gruppe gelang es jedoch, das Pulvermagazin zu sprengen und das Fort unbemerkt zu verlassen. Sie wurden später aufgegriffen und mit den Rädelsführern der Meuterei hingerichtet. Eine Untersuchung des Vorfalls ergab, dass viele der Rekruten tatsächlich mit falschen Versprechungen zum Dienst gepresst worden waren, und sich praktisch als Entführungsopfer betrachteten. Etwa 350 von ihnen wurden aus dem Dienst entlassen und in ihre Heimatländer zurückgebracht, das Froberg-Regiment wurde im Juni 1807 aufgelöst.

Die drei rechteckigen Türme auf Fort Ricasoli sind Feuerleitbunker für Geschütze aus der Zeit der zweiten großen Belagerung Maltas (1940–1942). Fort Ricasoli wurde im zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer stark beschädigt, und danach nur teilweise restauriert.

In jüngster Zeit taucht Fort Ricasoli gelegentlich in Filmproduktionen auf; im Mai 1999 stellt die Festung für Ridley Scotts Film »Gladiator« das antike Rom dar, und Wolfgang Petersen verwandelt sie 2004 in »Troja«.

  • Chartrand, Réné: Émigré & Foreign Troops in British Service (2) 1803–15
  • Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909
  • Stephenson, Charles: The Fortifications of Malta 1530–1945 (Botley 2004)

Festung und Festungsgeschichte