Mexiko

Mexiko.

Bei der Eroberung durch die Europäer war der größte Teil des heutigen Mexiko den Azteken (s. d.) untertan. Dieser Volksstamm war angeblich von Norden her eingewandert, hatte zunächst verschiedenen Stammfürsten Kriegsdienste geleistet, dann aber um 1325 inmitten von Seen und Sümpfen die Stadt Tenochtitlan gegründet, und von da aus allmählich seine Herrschaft immer weiter ausgedehnt, bis sein Reich unter den letzten Königen vom Atlantischen zum Stillen Ozean reichte, und einen hohen Grad von Kultur erlangte (vgl. »Amerikanische Altertümer«, S. 433). Zuerst landete auf einer vom Statthalter von Cuba, Velazquez, ausgesendeten Entdeckungsfahrt der Spanier Juan de Grijalva 19. Juni 1518 an der Küste von Mexiko, und 1519 beauftragte Velazquez den Cortez (s. d.) damit, das Land in Besitz zu nehmen. Dieser landete 20. April bei Veracruz, wurde von den Azteken freundlich empfangen und auch vom König Montezuma mit Geschenken begrüßt. Daher brach Cortez 16. Aug. von der Küste auf und zog, nachdem er die Tlaxcalaner besiegt und ihre Häuptlinge zu einem Bündnis bewogen hatte, in Mexiko ein, wo er sich des Königs bemächtigte und ihn und die angesehensten Fürsten (Kaziken) zwang, dem spanischen König als ihrem Oberherrn zu huldigen.

Durch einen furchtbaren Aufstand der in ihrem religiösen Gefühl empfindlich beleidigten Azteken wurde Cortez genötigt, in der noche triste (1. Juli 1520) Mexiko zu räumen, begann aber, nachdem er mit Hilfe der Tlaxcalaner die Azteken bei Otumba besiegt hatte, die regelrechte Belagerung der Stadt, die im August 1521 mit der Einnahme und Zerstörung derselben endete. Als oberster Statthalter bis 1526 vollendete Cortez die Unterwerfung des Landes, begann den Wiederaufbau der Hauptstadt, verbreitete das Christentum und trug für die Wiederbelebung friedlicher Kultur Sorge. 1536 wurde Mexiko zu einem Vizekönigreich erhoben und hat eine Reihe der hervorragendsten spanischen Kolonialpolitiker, beginnend mit Antonio de Mendoza (1536–51) und Luis de Velasco (bis 1564), an seiner Spitze gesehen.

Natürlich teilte Mexiko im allgemeinen die Geschicke des spanischen Kolonialreiches, dessen allgemein gültige Gesetze auch hier ihre Handel und Wandel vielfach beengende Wirkung ausübten. Doch nahm Mexiko infolge seines Reichtums und seiner höheren Kultur vielfach eine bevorzugte Stellung ein, und seine Hauptstadt war der Mittelpunkt eines verhältnismäßig regen geistigen und geschäftlichen Lebens. Infolge davon haben die auf Losreißung der Kolonien vom Mutterlande gerichteten Bestrebungen in Mexiko am spätesten Wurzel gefasst. Zwar bestand auch in Mexiko der in allen Kolonien herrschende Zwiespalt zwischen Spaniern und Kreolen, und dieser führte, als die Absetzung Ferdinands VII. die Bande mit dem Mutterlande lockerte, zu vorübergehenden Unruhen.

Als der damalige (56.) Vizekönig, Iturrigaray, den Kreolen gleiche Rechte mit den Spaniern einräumen wollte, wurde er von den letzteren 16. Sept. 1808 gefangen genommen und nach Spanien geschickt, und da auch die spanische Zentraljunta die bevorrechtete Stellung der Spanier nicht erschüttert wissen wollte, ernannte sie 1810 einen neuen Vizekönig, Venegas. Gegen diesen empörten sich die Kreolen unter dem Pfarrer Castillo, der aber nach vorübergehenden Erfolgen 1811 hingerichtet wurde. Auch Morelos, der im Süden den Aufstand fortsetzte, geriet durch Verrat in die Hände der Spanier und wurde 21. Dez. 1815 erschossen.

Da aber auch die treugebliebenen Kreolen fortdauernd zurückgesetzt wurden, verbanden sie sich schließlich mit der Geistlichkeit, die seit der Revolution von 1820 dem Mutterlande feindlich gesinnt war, zu dem sogenannten Plan von Iguala (Grito d’Iguala), demzufolge ein spanischer Prinz den Thron eines selbständigen Königreichs Mexiko besteigen sollte; im Januar 1821 wurde Iturbide zum Generalissimus der nationalen Streitkräfte ernannt und mit ihm schloss ein königlicher Kommissar 24. Aug. 1821 zu Cordoba einen Vertrag, worauf die spanische Besatzung die Hauptstadt räumte und Iturbide 27. Sept. in dieselbe einzog. Als jedoch die spanischen Cortes den Vertrag von Cordoba verwarfen, ließ sich Iturbide 18. Mai 1822 als Augustin I. zum Kaiser von Mexiko ausrufen.

Seine Herrschaft dauerte freilich nicht lange, denn schon im Dezember erhob sich der General Santa Ana in Veracruz für die Republik. Nachdem Augustin I. 19. März 1823 abgedankt hatte, wurde Mexiko 16. Dez. 1823 für eine bundesstaatliche Republik erklärt, deren Verfassung (vom 4. Okt. 1824) ganz der der nordamerikanischen Union nachgebildet war; der erste Präsident war General Vitoria. Die Spanier erkannten den neuen Staat nicht an, und als deshalb durch das Dekret vom 20. März 1829 alle Spanier aus Mexiko verbannt wurden, landete 27. Juli ein spanisches Invasionheer von Cuba aus in Punta de Jeres, wurde aber von Santa Ana eingeschlossen und zur Rückkehr nach Havana gezwungen. Das Verbannungsdekret wurde 1831 aufgehoben.

Im Innern bekämpften sich seit der Errichtung des Freistaates die aristokratisch-kirchliche Partei der Escoceses und die demokratische der Yorkinos, und diese Streitigkeiten benutzten ehrgeizige Generale, wie Santa Ana und Bustamante, um vor allem sich selbst die Herrschaft zu verschaffen. Als 1828 ein Aristokrat, Pedraza, zum Präsidenten erwählt wurde, erhob sich Santa Ana mit den Yorkinos für den Mestizen Guerrero, der am 1. Jan. 1829 vom Kongress bestätigt wurde. Aber schon in demselben Jahr empörten sich Santa Ana und Bustamante gegen ihn; letzterer wurde 1. Jan. 1830 zum Präsidenten erwählt und Guerrero, mehrmals geschlagen, wurde 17. Febr. 1831 zu Oaxaca erschossen. Bustamante wurde 1832 wieder von Santa Ana gestürzt, der, im März 1833 zum Präsidenten gewählt, diese Würde an Farias übertrug, 1835 aber alle Gewalt an sich riss und mit Hilfe der Escoceses eine zentralistische Verfassung einführte. Dies hatte 2. März 1836 den Abfall von Texas zur Folge; als Santa Ana es mit Gewalt wieder unterwerfen wollte, wurde er 20. April 1836 bei San Jacinto geschlagen und gefangen.

Nun wurde wieder Bustamante Präsident (25. Febr. 1837), unter dem 1838 ein Krieg mit Frankreich ausbrach. Admiral Baudin nahm 28. Nov. das Fort San Juan de Ulua, aber unter englischer Vermittelung kam 9. März 1839 ein Friede zustande, nach dem Mexiko 600.000 Piaster Entschädigung zahlen musste. Die Präsidenten wechselten unaufhörlich, obwohl ihre Amtsdauer 1835 auf acht Jahre festgesetzt worden war; die Diktatur, die Santa Ana im Oktober 1841 sich beilegte, dauerte nur bis 1844. Da Mexiko die Unabhängigkeit von Texas nicht anerkennen wollte, das 1845 in die Union aufgenommen wurde, so brach 1846 ein Krieg mit den Vereinigten Staaten aus. Nachdem die Amerikaner die nördlichen Provinzen Mexikos ohne Widerstand erobert hatten, landete 9. März 1847 eine Armee von 12.000 Mann unter General Scott bei Veracruz, besetzte die Stadt und trat 8. April den Marsch auf die Hauptstadt an. Santa Ana wurde bei Cerro Gordo besiegt, und nach einigen weiteren Gefechten eroberte Scott 14. Sept. die tapfer verteidigte Hauptstadt. Im Frieden von Guadalupe Hidalgo musste Mexiko die jenseit des Rio Grande del Norte gelegenen Teile der Staaten Tamaulipas, Cohahuila und Chihuahua, ferner New Mexico und Neukalifornien, im ganzen über 1½ Mill. km² (die Hälfte seines Gebiets), abtreten, wofür die Union 15 Mill. Doll. zahlte.

Um die notwendigen Reformen durchzuführen, ward Santa Ana 17. März 1853 zum Präsidenten mit diktatorischer Gewalt erwählt. Er veröffentlichte schon 22. April des Jahres seine »Grundzüge für die Verwaltung der Republik«, schuf eine zentralisierte Regierung, stellte sich einen Staatsrat zur Seite, ordnete Zoll- und Heerwesen und schränkte die Presse ein, während er die Jesuiten zuließ. Er wurde im Dezember vom Senat mit lebenslänglicher Diktatur bekleidet. Durch den Gadsden-Vertrag trat er das streitige Mecillatal im Staate Chihuahua gegen 10 Mill. Doll. an die Vereinigten Staaten ab. Obwohl Santa Ana seine Gegner durch Verbannung oder Verhaftung unschädlich zu machen suchte, so kam es doch 1854 zu Aufständen, vor denen er im August 1855 wich; der Mulatte Alvarez wurde zum Präsidenten gewählt, aber weil er die »Fueros« (Vorrechte) der Geistlichkeit und der Armee aufhob, im Dezember schon von Comonfort gestürzt, dem 36. Präsidenten innerhalb 40 Jahren, der seine Regierung mit liberalen Reformen begann. Durch das Gesetz vom 28. Juni 1856 wurde der Grundbesitz der Kirche verkauft, der Kaufpreis sollte aber der Kirche übergeben werden, bis auf 5 Prozent, wobei die Regierung auf einen Gewinn von 15 Mill. Pesos rechnete.

Eine neue Verfassung gewährleistete Gewissensfreiheit, verwies die Jesuiten aus dem Land und öffnete den Einwanderern die Häfen, aber als sie 11. März 1857 beschworen werden sollte, verweigerte der Erzbischof allen, die den Eid leisten würden, die Absolution. General Zuloaga stellte sich darauf an die Spitze einer Empörung, vertrieb nach siebentägigem Kampfe Comonfort aus der Hauptstadt und ward 22. Jan. 1858 zum Präsidenten erwählt. Comonforts Vizepräsident Juarez behauptete sich dagegen in Veracruz an der Spitze einer liberalen Regierung. Zuloagas Feldherr, General Miramon, wurde von den Liberalen unter Ortega 8. Aug. 1860 bei Silao und 22. Dez. bei Calentalpa besiegt, und Mitte Januar 1861 zog Juarez in die Hauptstadt ein.

Nun schritt die radikale Partei sofort zur strengen Ausführung der antiklerikalen Gesetze. Aufhebung der Klöster, Einziehung der Kirchengüter und Trennung der Kirche vom Staat wurden verfügt und vollständige Religionsfreiheit verkündet. Der Erzbischof von Mexiko und die Mehrheit der Bischöfe wurden des Landes verwiesen, und der päpstliche Nunzius erhielt seinen Pass zugefertigt. Ein neugewählter Kongress bestätigte im Juni 1861 Juarez als Präsidenten und bekleidete ihn 1. Juli mit unumschränkter Diktatur. Der innere Friede war aber damit nicht hergestellt, da nun die klerikalen Anführer in den Provinzen die Fahne des Aufruhrs erhoben.

Dazu kamen nun noch Verwickelungen mit dem Ausland, die hauptsächlich durch die Geldnot des Staates veranlasst wurden. Der Erlös des Verkaufs der Kirchengüter (80 Mill. Pesos) floss nur zum Teil in die Staatskasse und war bald aufgebraucht. Am 17. Juli 1861 war die Regierung außerstande, die auswärtigen Gläubiger zu bezahlen (die inländischen erhielten bereits länger nichts). Daher schlossen Frankreich, England und Spanien, die bedeutende, teilweise allerdings anfechtbare Forderungen an Mexiko hatten, 31. Okt. 1861 die Konvention von London, »um ihre Untertanen zu schützen und die Republik zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen zu zwingen«. Da das am 24. Nov. an Mexiko gerichtete Ultimatum ohne Antwort blieb, wurde eine bewaffnete Intervention ins Werk gesetzt, zumal die Vereinigten Staaten durch den Bürgerkrieg verhindert wurden, Mexiko beizustehen. Das spanische Geschwader traf 8. Dez. vor Veracruz ein. Anfang Januar 1862 folgte das französische und englische Expeditionskorps; doch dauerte das Einverständnis zwischen den drei Mächten nicht lange, da die Verbündeten sich nicht zur Unterstützung der »exzessiven und der Belege entbehrenden« französischen Forderungen verstanden, vielmehr auf Grund der Konvention von Soledad im Februar 1862 Verhandlungen mit Mexiko begannen, infolge deren sich die spanischen und englischen Truppen wieder einschifften.

Die Franzosen dagegen setzten die Expedition auf eigene Hand fort und drangen in das Innere vor, mussten aber nach einem verunglückten Sturm auf Puebla (im Mai 1862) bis zum Frühjahr 1863 auf Verstärkungen warten. Erst im Mai 1863 begannen sie unter Forey die Belagerung Pueblas, das am 27. Mai erstürmt wurde. Am 10. Juni zogen sie in die Hauptstadt ein. Eine von Forey berufene Notabelnversammlung beschloss im Juli die Einführung der erblichen Monarchie und proklamierte den Erzherzog Maximilian von Österreich (s. Maximilian II) zum Kaiser von Mexiko. Derselbe erklärte nach längerem Schwanken 10. April 1864 in Miramar der mexikanischen Deputation die Annahme der Kaiserkrone, ließ sich in Rom vom Papst die Weihe erteilen und landete 29. Mai in Veracruz; 12. Juni erfolgte der Einzug in die Hauptstadt. Das neue Kaiserreich stand aber auf schwachen Füßen.

Die klerikale Partei hatte seine Errichtung nur betrieben, um dafür belohnt zu werden. Sie forderte die Kirchengüter zurück, obwohl die neue Regierung mit der höchsten Geldnot zu kämpfen hatte und nur mit Mühe in Frankreich eine Anleihe aufbrachte. Und als Maximilian zögerte, sich ganz in die Hände der Ultramontanen zu geben, wurde er von ihnen angefeindet. Auch war er kein Staatsmann, in der Wahl seiner Ratgeber unglücklich und in seinen Entschlüssen schwankend. Dazu kam, dass der neue französische Oberbefehlshaber, Bazaine, ihn nur sehr mangelhaft unterstützte. Auf seinen Antrieb erließ Maximilian 2. und 3. Okt. 1865 Dekrete, die Juarez und seine Anhänger als Räuber in die Acht erklärten und die Mitglieder aller Guerillabanden zum Erschießen sowie alle, die sie unterstützten, zu hohen Strafen verurteilten. Allerdings waren auch kaiserlich mexikanische Truppen organisiert worden, aber sie erwiesen sich als unzulänglich, um das ganze Land in Botmäßigkeit zu halten.

Juarez war 1865 nach Paso del Norte an die Nordgrenze zurückgedrängt worden, aber er setzte den Kampf für die Befreiung des Landes beharrlich fort. Aus den Vereinigten Staaten flossen ihm allmählich immer mehr Unterstützungen zu, so dass er bald den Guerillakrieg bis in die Nähe der Hauptstadt ausdehnen konnte. Als die Amerikaner aber den Bürgerkrieg beendet hatten, nahmen sie eine so drohende Haltung ein, dass Napoleon III. sich zur Räumung Mexikos entschloss. Alle Bemühungen Maximilians und seiner Gemahlin Charlotte, diesen Beschluss rückgängig zu machen, waren vergeblich, ebenso alle Versuche der Franzosen, den Kaiser zur Abreise zu bewegen. Derselbe wollte vielmehr den Kampf bis aufs äußerste fortsetzen und zog einen ehrenvollen Untergang der Flucht vor. Als die Franzosen im März 1867 Mexiko verlassen hatten, begab sich Maximilian nach Queretaro, wo er von Escobedo eingeschlossen wurde. Nach tapferer Verteidigung fiel die Festung und mit ihr der Kaiser durch den Verrat des Obersten Lopez in die Gewalt der Juaristen, und 19. Juni wurde er nebst den Generalen Mejia und Miramon nach kriegsrechtlicher Verurteilung erschossen. Die Stadt Mexiko öffnete 21. Juni Porfirio Diaz die Tore.

Durch standhafte Ausdauer hatten Juarez und die liberale Partei gesiegt. Zweimal, 1867 und 1871, wurde Juarez wieder zum Präsidenten gewählt und regierte mit Strenge und Energie, so dass es ihm gelang, die immer von neuem ausbrechenden Empörungen zu unterdrücken und Ruhe und Ordnung herzustellen. Durch den langjährigen Bürgerkrieg war das Land zerrüttet und die Finanzen gänzlich verworren. Die Anleihen des Kaiserreichs erkannte Juarez nicht an, weswegen die Herstellung diplomatischer Beziehungen zu den europäischen Mächten, die sich für Maximilian erklärt hatten, sich sehr verzögerte. Nach Juarez’ Tode (18. Juli 1872) trat Lerdo de Tejada an seine Stelle und wurde zweimal von neuem zum Präsidenten gewählt. Er besaß aber nicht das moralische Ansehen, das sich Juarez durch seine Standhaftigkeit und Uneigennützigkeit erworben hatte. Er trieb die übliche Günstlingswirtschaft und verschleuderte die Staatsgelder.

Daher gelang es Porfirio Diaz, im November 1876 die Hauptstadt Mexiko zu erobern, Lerdo zu stürzen und sich im Februar 1877 zum Präsidenten wählen zu lassen. Diaz errichtete ein ansehnliches stehendes Heer, das allerdings drei Viertel der Staatseinkünfte verschlang, war aber nun imstande, die Autorität der Behörden wirksam aufrecht zu erhalten. Hierdurch gab er Handel und Gewerbe einen Aufschwung und erhöhte durch Revision des Zolltarifs und Unterdrückung des Schmuggels die Einnahmen. Der Bau von Eisenbahnen wurde in beträchtlichem Umfang begonnen, und zahlreiche Amerikaner wanderten mit ihren Kapitalien ein.

Eine Unterbrechung erfuhr diese wohltätige Entwicklung unter Diaz’ Nachfolger Gonzalez (1880–84), der Bestechungen und Unterschlagungen sich zu schulden kommen ließ. Als aber Diaz 1. Dez. 1884 wieder Präsident wurde, kehrte Ordnung und Rechtschaffenheit rasch in die Staatsverwaltung zurück. Allerdings musste er zunächst, um den finanziellen Schwierigkeiten zu begegnen, die Zölle erhöhen und Anleihen aufnehmen. Aber der rasche Aufschwung, den der Wohlstand Mexikos unter seinem straffen Regiment nahm, ergab von Jahr zu Jahr günstigere Budgetresultate. In der richtigen Erkenntnis der Wohltaten, die das Land ihm dankt, sind Aufstände, mit denen Diaz zunächst auch noch zu kämpfen hatte, immer seltener geworden. In sechs aufeinanderfolgenden Wahlen ist Diaz mit stets wachsender Stimmenzahl, zuletzt 1904 auf 6 (statt wie bisher auf 4) Jahre in der Präsidentschaft bestätigt worden; und indem er sich neuerdings in R. Corral einen gleichgesinnten Vizepräsidenten zur Seite gestellt, hat er für eine stetige Weiterentwicklung dessen, was er geschaffen, Sorge getragen. Gleicht auch sein Regiment in vielen Beziehungen mehr einer Diktatur als einer konstitutionellen Präsidentschaft, so sind doch seine Verdienste um den kulturellen Fortschritt Mexikos so groß, dass sie diese Tatsache vergessen machen.

Bibliographie

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Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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