Richtmaschine

Richtmaschine, der Kanonen und Haubitzen, dient dazu, um dem Rohr des Geschützes mit Leichtigkeit die gehörige Senkung und Erhöhung (s. Elevation) zu geben, und ist bei der preußischen Artillerie dreierlei:

Richtkeil, r, an einem preußischen 24-pfünder Brummer.

1) der gewöhnliche Keil r, ist ein hölzerner Keil, Oberkeil genannt, welcher beim Gebrauch auf einem anderen, dem Unterkeil ruht; dieser liegt auf dem Ruh- oder Stellriegel der Lafette, und ist mit 2 Ösen an dem vor dem Ruhriegel befindlichen Querbolzen q befestigt, so dass er sich um diesen drehen lässt. Um den Unterkeil leicht herausnehmen zu können, hat der Bolzen auch keine Schraubenmuter, sondern nur einen vorgesteckten Splint. Um die Bewegung des Keils beim Hineinschieben zu erleichtern, wird er da, wo die Bodenfriese aufliegt, mit einer eisernen Schiene, Bahn, belegt. Die Maschine ist einfach, billig und dauerhaft; sie erfordert aber immer 2 Mann zum Richten, und verrückt sich merklich nach jedem Schuss, daher sie höchstens noch beim Festungsgeschütz angewandt wird.

2) Der Schraubenkeil, hat am Oberkeil eine Schraube, und am Unterkeil eine Schraubenmutter, so dass ersterer durch diese Schraube vor und zurückgebracht werden kann; doch hat auch diese Maschine mehrere Nachteile und Wandelbarkeit, und ist bei der Einrichtung der neuen Lafetten abgeschafft worden.

Richtmaschine an einem Geschütz mit Wandlafette.

3) Die jetzt bei den Feldgeschützen eingeführte Richtmaschine besteht aus der Richtsohle, der Schraubenspindel, der Schraubenwelle, und der Richtwelle. Um den Sohlbolzen bewegt sich ein gehörig starkes Stück Bohle von Eichenholz, mittels des Beschlages, welcher die Bohle auf der Seite umfasst, mit dem hinteren Ende frei auf und ab; diese Bohle heißt die Richtsohle. Auf derselben befindet sich am hinteren Ende, oben und unten, ein Blatt, von denen das untere mit zwei Backen zur Aufnahme der Schraubenspindel versehen ist. Diese muss während des Schießens fest mit der Richtsohle verbunden sein, und auf dem Marsch leicht von ihr getrennt werden können. Sie hat daher oben einen flachen Kopf, welcher in die vorgedachten Backen passt, und mit dem Schlüsselbolzen darin festgehalten wird. Da nun die Spindel wegen dieser Befestigung nicht selbst gedreht werden kann, so ist nur die metallene Schraubenmutter in der Richtwelle um ihre Achse beweglich; auf den oberen Teil der Mutter wird die Wrange, welche vier Arme oder Griffe hat, aufgesetzt, und festgenietet. Die Richtwelle bewegt sich mit ihrem Zapfen in den an der inneren Seite der Lafettenwände dazu angebrachten Pfannen; ihr mittlerer Teil, der Kasten, ist der stärkste, und so eingerichtet, dass nicht allein die Schraubenspindel frei hindurch geht, sondern auch, dass sich die Schraubenmutter darin auf die angezeigte Art bewegen kann. Um dem Geschützrohr während des Marsches eine feste Lage zu geben, wird der Schlüsselbolzen herausgenommen, die Schraubenspindel umgelegt, und die Richtsohle bis auf den Ruhriegel herabgelassen. Bei dieser Richtschraube geht die Bewegung bei allen Geschützen leicht vonstatten; sie steht auch nach dem Schuss fest, ist sehr dauerhaft, und man kann mit ihr die kleinsten Veränderungen in der Richtung leichter bewirken, als mit dem Keil.

Bei den tiefsten Senkungen des Geschützes nach vorne bedient man sich der Untersteckkeile, welche von Eichenholz und ohne allen Beschlag sind, und auf die Richtsohle oder den Richtkeil gelegt werden. – Bei den Mörsern hatte man ehemals auch die gewöhnlichen Richtkeile, mit welchen aber nur unter gewissen festgesetzten Erhöhungswinkeln geworfen werden konnte; daher sind auch hier die Richtschrauben eingeführt.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Richtmaschine der 105 mm Feldhaubitze M2.A1.

Richtmaschine, Vorrichtung an der Lafette, um dem Geschützrohr die Richtung zu geben, jetzt aus Höhen- und Seitenrichtmaschine bestehend. Das Rohr ruht auf einer Richtsohle (oberer Teil der Richtmaschine) und dreht sich mit seinem Schildzapfen in den Schildzapfenlagern. Da man in neuerer Zeit bestrebt ist, bei Steilbahngeschützen die Schildzapfen am Bodenstück anzubringen, so erhalten diese Rohre Vordergewicht und werden also nahe der Mündung von der Richtmaschine unterstützt.

Die beste Richtmaschine für den Feldgebrauch, wo es auf schnelle und einfache Handhabung ankommt, ist die Doppelschraubenrichtmaschine, insbes. zu Beginn des 20. Jahrhunderts die der Feldlafette 96. Für Steilbahngeschütze etc., deren Lafetten beim Schießen stark angegriffen werden, benutzt man die Zahnbogenrichtmaschine. Die Richtmaschine der schweren Feldhaubitze zeigt die Abbildung unten.

Außer der Höhenrichtung bedarf das Geschütz der Seitenrichtung, um nicht am Ziel vorbeizuschießen. Das Nehmen derselben geschieht mit Hilfe der Seitenrichtmaschine, womöglich über Visier und Korn, da aber dies oft nicht anwendbar ist, so haben sich daraus verschiedene Richtmethoden entwickelt. Bei den modernen Rohrrücklaufgeschützen kann die Richtmaschine nicht direkt mit dem beim Schuss zurücklaufenden Rohr verbunden werden, vielmehr geben Höhen- und Seitenrichtmaschinen der Wiege und damit dem in ihr liegenden Rohr die Richtung. Vgl. Geschütz und Visier.

Richtmaschine der deutschen schweren Feldhaubitze.

Richtmaschine der deutschen schweren Feldhaubitze: a Schneckenwelle, b oberes, c mittleres, d unteres Lager für die Schneckenwelle, e Kurbelrad mit Handgriff, f Richtwelle, g Richtwelllager, h Schneckenrad, i Plattenfedern, k Zahnbogen.

Über Richtmaschine in der Nadelfabrikation s. Nadeln.

Bibliographie

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe