Schlacht bei Großgörschen, 2. Mai 1813
Großgörschen, Dorf im [ehem.] preußischen Regierungsbezirk Merseburg, heute Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt, südlich von Lützen, mit (1895) 524 Einwohnern; ist berühmt durch die Schlacht vom 2. Mai 1813, auch Schlacht bei Lützen genannt, den ersten Zusammenstoß der vereinigten russisch-preußischen Streitkräfte mit Napoleon I. im Deutschen Befreiungskrieg.
Die Verbündeten hörten in Leipzig von dem unerwartet raschen Anmarsch Napoleons mit 125.000 Mann, 250 Geschützen und 5000 Reitern über Naumburg und Weißenfels. Ney hatte am Abend des 1. Mai das festungsartige Viereck im Süden der großen Straße besetzt, das die Dörfer Groß- und Kleingörschen, Rahna und Kaja bilden. Die Verbündeten, zusammen 90.000 Mann, darunter 25.000 Reiter und 520 Geschütze, unter dem russischen General Wittgenstein wollten in der Nacht die Elster überschreiten, am Morgen des 2. Mai die französische Stellung bei Lützen angreifen, sie durchbrechen und die getrennten Korps einzeln schlagen. Aber infolge verkehrter Anordnungen Wittgensteins verzögerte sich der Aufmarsch bis Mittag.
Wittgenstein, die Stärke des Feindes in jenem Viereck unterschätzend, griff die Front an, die Preußen eroberten Groß- und Kleingörschen sowie Rahna und behaupteten die Dörfer, wurden aber weder durch die russischen Reserven noch durch ein Eingreifen der Reiterei unterstützt. Napoleon dirigierte alle seine Korps nach dem Kampfplatze, die den Preußen das eben eroberte Kaja entrissen, aber um 6 Uhr abends hatten die preußischen Garden das Dorf wieder gewonnen. Doch jetzt waren französische Verstärkungen angelangt, und ein neuer von 60 Geschützen unterstützter Angriff brachte Kaja, Rahna und Kleingörschen in die Gewalt der Franzosen. Nur Großgörschen blieb den Preußen. Als die russische Reserve sich endlich dem Kampfplatz näherte, machte die Nacht der Schlacht ein Ende. Noch in der Dunkelheit versuchte Blücher mit einem Teil der den ganzen Tag nicht verwendeten Reiterei einen Angriff, der indes nur wenig Erfolg hatte.
Am 3. Mai zogen sich die Verbündeten auf die Nachricht von der Besetzung Leipzigs durch Lauriston nach Pegau und von da nach Bautzen zurück. Der Verlust der Verbündeten betrug 10.000 Mann, darunter 2000 Russen; unter den Gefallenen war der Prinz Leopold von Hessen-Homburg, unter den schwer Verwundeten Scharnhorst. Die Franzosen verloren 12.000 Mann, unter ihnen fünf Generale; Trophäen erbeuteten sie gar nicht, hatten aber nun Sachsen und die Elbe wieder in Besitz. Zur Erinnerung an die Schlacht ward auf einer Anhöhe beim Dorf ein Denkmal von Gusseisen in Pyramidenform errichtet. Auch dem Prinzen von Homburg ist im Dorf ein Denkmal von Gusseisen gesetzt, zu dem später ein anderes zur Erinnerung an die Kämpfe von 1864, 1866 und 1870/71 gekommen ist.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909