Straßenbau

Straßenbau, die Herstellung von Landstraßen und Stadtstraßen.

A. Landstraßen. – Obgleich schon im fernsten Altertum bei allen Kulturvölkern Verkehrswege bestanden, die zum Teil als Natur- und Erdwege (s. Erdstraßen), zum Teil als künstlich gebahnte, durch Gräben entwässerte und auf die verschiedenste Weise künstlich befestigte Straßen sich darstellen, so ist der Straßenbau in seiner jetzigen Ausbildung doch erst eine Errungenschaft der neueren Zeit. Von den alten griechischen Straßen weiß man, dass sie kunstgerecht dem Gelände angepasst waren und in Felsboden ausgearbeitete Rinnen für die Wagenräder aufwiesen, während die Etrusker zur Straßenbefestigung eine gewölbte Basaltpflasterung auf starker Kiesunterlage anwendeten und zu beiden Seiten der Steinbahn geebnete Fußwege anlegten. Am bekanntesten sind die noch jetzt zum Teil erhaltenen, auf das sorgfältigste hergestellten alten Römerstraßen. Im Mittelalter scheinen die Städte vielfach absichtlich nichts zur Verbesserung der Landstraßen getan zu haben, um bei der fortwährenden Kriegsgefahr sich durch Unbenutzbarkeit der Wege vor Truppendurchzügen zu bewahren. Erst im 17. und 18. Jahrhundert begann man in Frankreich und Österreich und im Anfang des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland wieder mit dem Bau der Straßen. – Durch Trésaguet fand (1775) in Frankreich und durch McAdam (1820) in England die noch jetzt gebräuchliche Versteinung der Schotter- oder Steinschlagstraßen mit bzw. ohne Packlage (vgl. Makadamstraßen) Eingang und führte im weiteren Verlauf zur Verwendung der Kiesstraßen, des Klinkerpflasters, des Steinschlag- oder Kleinpflasters, ferner zur wissenschaftlichen Behandlung des Straßenbaues und zum Ausbau ausgedehnter Straßennetze. Obschon seit Einführung der Eisenbahnen die durchlaufenden Straßenzüge als Haupthandelswege ihren ursprünglichen Zweck einbüßten, so hat trotzdem der Verkehr auf den Landstraßen stets zugenommen, wobei allerdings die Art des Verkehrs eine andere wurde. Die schweren und weit zu befördernden Lasten sind der Eisenbahn überwiesen worden, wodurch das Gewicht der einzelnen die Landstraßen befahrenden Wagen zurückgegangen ist und die Radlasten sich zugunsten der besseren Erhaltung der Straßen vermindert haben, während die Geschwindigkeit der Fuhrwerke im Durchschnitt größer geworden ist. Da man immer mehr zur Abschaffung der Chausseegelder neigt, kann die Landstraße zu jeder Zeit kostenlos befahren werden, während man auf der Bahn, selbst abgesehen von den Kosten, an gewisse Stunden gebunden ist. Somit erscheint auch die Befürwortung des Baues von Tertiärbahnen an Stelle neuer Landstraßen nicht stichhaltig, da in den meisten Fällen neben der Tertiärbahn auch noch eine Landstraße erforderlich sein wird. Als Zufahrtsstrecken zu den Eisenbahnlinien, sowie als Verbindungswege der einzelnen Ortschaften (Verbindungs-, Vizinalstraßen) gewinnen die Landstraßen immer mehr an Bedeutung.

Die bezüglich der Ausstattung und Breite auch früher übliche Einteilung in Haupt- oder Staatsstraßen, Gemeinde- oder Vizinalstraßen und Wald- und Feldwege kann daher auch jetzt noch eingehalten werden, während bezüglich der Trassierungsweise (s. Trasse, Trassierung) die durch ihr Längenprofil (s. d.) von den Flachlandstraßen sich unterscheidenden Hügelland- und Gebirgsstraßen zu berücksichtigen sind. Die Flachlandstraßen werden meist als »Hochstraßen« (s. d.), die Hügelland- und Gebirgsstraßen als »Talstraßen« und Steigen ausgebildet.

B. Stadtstraßen. Der Bau der Stadtstraßen gliedert sich in die Festsetzung der Form des Straßenquerprofils und seiner einzelnen Teile, die Festsetzung des Längsprofils bzw. der Gefällverhältnisse, die Art der Beteiligung der einzelnen Teile der Straßenoberfläche, dem aufzunehmenden Verkehr entsprechend, und die Ausführung dieser Befestigungsarbeiten. In unmittelbarem Zusammenhang damit steht ferner die Reinigung und Unterhaltung der Straßendecke und das Einfügen der Leitungen für Wasserzu- und -abführung, Gas und Elektrizität und dergleichen. Nur in kleineren Städten lässt man unter beschränkten Verhältnissen das Wasser wohl auf längere Strecken oberirdisch abfließen. In größeren Städten dient hierzu ein unterirdisches Kanalnetz (s. Kanalisation der Städte und Ortschaften). Die Rinnen werden zweckmäßig auf die Grenzen zwischen den verschiedenen Verkehrsbahnen gelegt und so ergibt sich das Straßenquerprofil unter normalen Verhältnissen als Fahrbahn in der Mitte, zwei hochliegende Trottoire auf den Seiten, abgegrenzt gegen die zwischen Fahrbahn und Trottoir liegenden Gossen durch hohe und schmale (Hochbord) oder niedrige und breite Kantensteine. Trottoire und Fahrbahn erhalten Abdachung gegen die Rinnen. Am zweckmäßigsten werden die Abdachungen im Querprofil geradlinig gemacht. Konvex findet man sie bei den Trottoiren sehr selten, häufiger bei der Fahrbahn als Wölbung. Ein Vorzug derselben gegenüber der geradlinigen, in der Mitte durch eine kleine, bogenförmige Abflachung vermittelten Abdachungen ist nicht vorhanden. – Stübben

Quelle: Luegers Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften (Stuttg., Leipz. 1914)

Glossar militärischer Begriffe