Überschwemmungen

Überschwemmungen (Inundationen), künstliche, werden angelegt, um dem Feinde den Angriff eines befestigten Ortes zu erschweren. Im Felde kann man sich eines kleinen Baches oder Flüsschens dazu bedienen, wenn er nicht weit von der Verschanzung fließt, indem man einen Damm durch denselben führt, und diesen Damm auf beiden Seiten verlängert. Je höher man den Damm macht, desto tiefer wird die Überschwemmung, und je langsamer dessen Wasser fließt, desto weiter erstreckt sie sich. Um ein gutes Hindernis für den Feind zu sein, muss sie aber wenigstens 5 bis 6 Fuß tief sein; kann man sie nur 2 bis 3 Fuß tief erhalten, so macht man vorher eine Menge 3 bis 4 Fuß tiefer Gruben, oder auch Graben, Krenken oder Kricken genannt da, wo die Überschwemmung hinkommen soll, wovon man sich der Erde zu dem Damm bedienen kann; wenn nun der Feind wirklich das niedrige Wasser zu durchwaten versucht, so werden ihn die 6 bis 7 Fuß tiefen Löcher aufhalten. Ist vor der Schanze ein zu durchwatender Fluss, so kann man bloß unterhalb die Schleuse einer Mühle sperren, oder eine Menge Bäume quer vor eine Brücke werfen, wodurch das Wasser anschwillt, und der Fluss tiefer wird. – Von dem Damm bei den Überschwemmungen, s. Damm.

Man bedient sich auch der Überschwemmungen, wenn es angeht, um einen Weg, besonders Hohlwege, Grund etc. impraktikabel zu machen, um das überflüssige Wasser abzuführen, weil dieses sonst den Damm verderben würde, wenn es darüber hinwegginge; oder man leitet das Wasser in einiger Entfernung auf den Seiten durch Gräben ab, und macht dadurch die Überschwemmung noch allgemeiner; oder macht auf dem Damme einen Überfall, welcher dann die Zerstörung des darüber hinweg fließenden Wassers verhindert.

Da man bei Festungen Zeit genug hat, die Anstalten zu einer Überschwemmung schon lange vorher zu machen, so bedient man sich hier statt eines Dammes unterhalb der Festung, besser der Schleusen oberhalb derselben, weil es dann in der Willkür des Belagerten steht, das Wasser anzuspannen, sobald es erforderlich ist. Man kann den Belagerer alle seine Laufgräben und Batterien vollenden lassen, und zerstört sie hierauf plötzlich durch die Überschwemmungen; die hierzu dienenden Mittel, Stauschleusen, Schutzfallen, Bären etc. müssen aber hinreichend gesichert, bombenfest bedeckt und gebaut, oder sehr leicht herzustellen sein, im Fall sie beschädigt werden. Liegen diese Gegenstände außerhalb der Festung, so darf dies nicht außerhalb des Kanonenschusses, d. h. 600 Schritt sein, und man legt dann Werke zu ihrer Deckung an. Fällt der Boden zu stark ab, wodurch der Fangdamm zu hoch und stark, oder die Überschwemmung an den höher liegenden Orten zu flach werden würde, so durchschneidet man sie mit Zwischendämmen, um dadurch das Wasser beinahe überall in gleicher Höhe zu erhalten; diese müssen aber nicht allein durch das Feuer der Festung hinlänglich bestrichen, sondern auch noch besonders verschanzt und gedeckt sein. – Alle Überschwemmungen müssen sich übrigens an den Fuß des Glacis erstrecken, welches hier keine größere Breite erhält, als nötig ist, dem Stückschuss zu widerstehen, und die hinter ihm liegenden Futtermauern zu schützen.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe