Belagerungswerkzeug

Belagerungswerkzeug der Alten, war vor der Anwendung der Geschütze folgender Art:

1) Um sich den feindlichen Mauern zu nähern und den Feind desto besser von denselben vertreiben zu können, dienten:

a) Die Hütte (vinea) von Holz, mit Flechtwerk oder Brettern bedeckt, und oben mit Eisenblech oder frischen Häuten überzogen, um das darauf geworfene Feuer unschädlich zu machen. Indem man mehrere solcher Hütten neben einander setzte, bildete man, parallel mit den Stadtmauern, bedeckte Gänge, aus welchen die Bogenschützen auf die Besatzung der Mauern schossen; vor diesen Gängen standen große Schilde, mit einer langen Spitze, um sie aufrecht zu stellen, welche Setztartschen oder Pavesen hießen. Waren diese Schilde so groß, das 10 bis 12 Schützen dahinter stehen konnten, so setzte man sie auf 3 Räder, und nannte sie plutei.

b) Das Sturmdach (musulus) war eine größere und stärkere Hütte, oft statt der eichenen Bohlen auch mit Backsteinen bedeckt, und wurde bald höher, bald niedriger gemacht, je nachdem man unter ihrem Schutz den Graben füllen, die Stadtmauern untergraben, oder aber einen Sturmbock in ihnen aufhängen wollte.

c) Die Türme (Helepolen oder Wandeltürme), von Holz gezimmert, mit Eisenblech und frischen Häuten bedeckt, in ihrem unteren Stockwerk mit einem Sturmbock oder Mauerbrecher versehen, dienten, um die hohen Stadtmauern besser zu beschießen, ja sogar noch, sie zu überhöhen. Ihre Höhe betrug 100 und mehr Fuß, und sie wurden vermittelst starker Walzen, oder auch wohl großer Blockräder, fortbewegt; in den oberen Stockwerken befanden sich Schießlöcher, und ganz oben war gewöhnlich eine Sturmbrücke angebracht, welche teils herausgeschoben, teils bloß herniedergelassen werden konnte. Auch waren diese Türme bisweilen so eingerichtet, dass die oberen Stockwerke anfangs in den unteren steckten, und durch Winden aus denselben emporstiegen.

d) Der Hebekasten (tolleno), bestand aus Brettern und Flechtwerk, fasste 15 bis 20 Mann, und konnte durch eine an einem Mast befestigte Wippe auf die Stadtmauer gehoben werden.

e) Die Sturmleitern, standen auf zwei verbundenen Schiffen zwischen Säulen, und konnten gleich einer Zugbrücke auf die Mauern der an einem Wasser gelegenen Städte herabgelassen werden.

f) Die Erdwälle (aggeres), waren gegen 80 Fuß hoch und 200 Schritt lang; auf sie stellte man das Belagerungswerkzeug, um die Verteidiger von der Mauer zu treiben, und sie dienten zur Unterstützung der Türme und Sturmböcke.

2) Das Werkzeug, um damit mancherlei Körper fortzuschleudern, wurde sowohl von den Belagerern als Belagerten gebraucht. Es war:

a) Die Balliste, deren senkrechter Arm rückwärts niedergebogen ward, und dann durch seine Fedekraft beim Losschnellen, einen vor ihm in einer Rinne liegenden großen Pfeil forttrieb. Bisweilen war die Balliste auch wie eine Armbrust von ungeheurer Größe eingerichtet, deren starke Sehne einen mit einer eisernen Spitze versehen Balken fortschnellte.

b) Die Katapulte, Blyde oder Mange, hatten an dem Ende ihres senkrechten Arms einen Löffel, in welchen ein großer Stein gelegt, und so im Bogen fortgeschleudert wurde; oft brachte man auch wohl einen Kasten an, um so mehrere Steine von mittlerer Größe auf einmal zu werfen.

Glossar militärischer Begriffe