Renkontre

Renkontre (Rencontre), nennt man gewöhnlich das Gefecht, welches sich zufälligerweise anspinnt, oder wozu wenigstens nicht schon lange vorher ein Plan von dem einen oder dem anderen Teil ausgedacht war. Hierher gehören vorzüglich die Marschgefechte.

Eine Marschlinie kann in der Front, oder in einer Flanke, oder in beiden zugleich angegriffen werden; der letzte Fall ist aber seltener, der zweite ist der am wenigsten gefährliche, da man dem Feinde gewissermaßen durch eine Viertelschwenkung schon die Stirn bieten kann; desto schwieriger ist die Formierung im ersten Falle, gegen einen Angriff in der Fronte. Würde aber eine Marschlinie an ihrem hinteren Ende angegriffen, so wäre sie entweder in dem Zustande einer überfallenen Armee, wo freilich für sie auch ein Renkontre statt findet, oder sie befindet sich auf dem Rückzuge vor einem verfolgenden Feinde, wo dann alle hierbei nötigen Maßregeln bereits getroffen sind. S. Überfall und Rückzug.

Will man sich bei einem Renkontre verteidigungsweise verhalten, so ist wohl das erste, was man zu tun hat, dass man die Tete halten lässt, und sich nun sogleich nach einer guten Stellung umsieht, in der man ein Gefecht mit einiger Zuversicht annehmen kann; dies wird immer besser sein, als sich auf der Stelle, wo man gerade ist, zu formieren, und auf Geratewohl in ein Gefecht einzulassen. Die gewählte Stellung kann nun vor der Tete liegen, oder in, oder hinter derselben. Hat sich nun der Anführer sogleich selbst zur Avantgarde begeben, um sich persönlich von dem, was vorgeht, zu überzeugen, und seine Anordnungen besser treffen zu können, und findet er, dass ein Gesamtgefecht unvermeidlich ist, so lässt er die Avantgarde sich auf die Stellung zurückziehen, aber nicht auf der Marschlinie selbst, sondern seitwärts derselben. Hierdurch wird nicht nur jeder Unordnung vorgebeugt, sondern man erhält auch öfters Gelegenheit, etwas gegen die feindliche Flanke unternehmen zu können. Während dieser Zeit sind die Kolonnen, so wie sie nach und nach ankamen, in die verschiedenen Punkte der gewählten Stellung gerückt. Öfters ist es aber das Terrain, wo sich bereits die Avantgarde befindet, wichtig für uns; wie z. B. wenn sie ein Defilé besetzt hat, welches der Feind passieren muss. In diesem Falle muss die Avantgarde das Gefecht annehmen, und auf das nachdrücklichste von der Armee unterstützt werden, um den Posten zu halten.

Will man den Feind auf dem Marsch angreifen, so ist zu erwägen, dass er eine Avantgarde, oder Seitendetachements, vorgeschoben hat, nicht nur um von unserer Annäherung bei Zeiten unterrichtet zu sein, sondern auch um seinen Aufmarsch zu decken. Man wird daher die Avantgarde über den Haufen werfen müssen, und wo möglich auf die Tete der feindlichen Kolonne. Dieser Angriff muss aber mit aller Heftigkeit geschehen, weil man immer sicher sein kann, es vorläufig nicht mit der ganzen Armee zu tun zu haben; man darf zu dem Endzweck selbst entweder gar keine Avantgarde haben, oder doch nur eine sehr schwache, und in einer geringen Entfernung, damit man gleich seine Massen bei der Hand hat, welche der feindlichen Avantgarde gar keine Zeit lassen, sich zu erholen, oder nur zur Besinnung zu kommen.

Zu diesem Zweck kann man sich dem Feinde weder in der gewöhnlichen langen Marschordnung nähern, deren Tete angegriffen und geworfen werden könnte, ehe man ihr Hilfe zu bringen im Stande ist, noch schon in Schlachtordnung, welche so ganz dem Marsch entgegen ist, und besonders in durchschnittenen Gegenden alle Augenblick, bei jedem Defilé gebrochen, und in ihrer Bewegung aufgehalten wird. Vielmehr muss man das ganze Korps in mehrere geschlossene Kolonnen vereinigt haben, und nun so, mit den gehörigen Distanzen zur Entfaltung, vorrücken lassen, wodurch man in jedem Augenblick ihrer Herr ist, und sich ihrer nach allen Seiten hin, ohne Zeitverlust, bedienen kann. Gewöhnlich wird es hierbei am besten sein, aus dem Ganzen drei Hauptkolonnen zu formieren, von denen die mittlere auf, die beiden anderen rechts und links neben der Straße bleiben, in einer Entfernung von 7 bis 800 Schritt von einander. Die zur Reserve bestimmte Kolonne, so wie die Geschütz- und Reiterei-Reserve folgen auf der Straße selbst.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe