Kehle

Die Kehle einer Flesche, mit Palisaden verschlossen.

Kehle, heißt die hintere Öffnung der Schanzen und Werke, von einer Flanke zur anderen, oder bei einer Flesche, von einer Face zur anderen, usw. Sie ist entweder ganz offen, oder durch Palisaden, einen Tambour, eine Mauer, einen Graben usw. verschlossen. Bei den Bollwerken wird die Größe der Kehle durch die Öffnung des ausspringenden Winkels und durch die Stellung der Flanken bestimmt; die halbe Kehle ist hier die Verlängerung der Kurtine bis an den Kehlpunkt.

Ravelin mit gemauerter Kehle und Treppe, im Graben Santa Elena des Castells de Montjuïc in Barcelona.
Ravelin mit gemauerter Kehle, im Graben Santa Elena des Castells de Montjuïc in Barcelona.

Die Kehlen der Außenwerke und äußeren Werke, der Raveline, Lünetten usw. werden entweder, nach Vauban, Coehoorn, und Busca, durch Zusammenziehen der Linien des äußeren Grabenrandes beschrieben, wo man in Wassergräben am Kehlpunkt einen Hafen anbringt, für die zur Gemeinschaft dienenden Fahrzeuge; oder man zieht, nach Cormontaigne, zwei Linien aus den Bollwerkspitzen auf die hintere Böschung des Wallgangs der Raveline, Facen oder Flanken. Dadurch wird der hintere Raum abgeschnitten, der den Schüssen der feindlichen Batterien und Logementer von den Bastionen ausgesetzt ist; die in der Kehle liegende Treppe oder Auffahrt kann von ihnen nicht mehr getroffen werden. In einem trockenen Graben führt man auch wohl in der Kehle der Raveline, Grabenscheren usw. eine schwache krenelierte Mauer, von einfachen Ziegeln auf, um dem Feind die Erstürmung zu erschweren; man bedient sich dann hölzerner Zugbrücken, oder solcher Treppen, die des Nachts, oder bei einem Angriff, hinaufgezogen werden können. Sollte nun der Feind das Werk weggenommen haben, so ist die Mauer von den Hauptwerken leicht einzuschießen, und gewährt ihm keine Deckung.

Solcher Mauern bedient man sich auch bei denjenigen Werken, die so nahe am Glacis liegen, dass man ihnen hinten keinen Graben geben darf, um dem Feind nicht dadurch einen fertigen Laufgraben zu bereiten. Bei denjenigen weiter vor gelegenen Werken, die hinten durch einen Graben verschlossen sind, hat man auch unter der Eskarpe oder Kontreskarpe krenelierte Galerien angebracht, diese auch oft mit kleinen Kasematten für 1 oder 2 Geschütze verbunden. Vorzüglich sind aber runde Türme zur Verteidigung der Kehle, deren obere Kasematten den ganzen inneren Raum des Werks bestreichen, während die unteren den Graben verteidigen.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Kehle (Jugulum), der Teil des Halses, in dem der Kehlkopf (s. d.) liegt. Man spricht auch wohl von der unrechten Kehle, in die etwas geraten sei, und meint damit die Luftröhre, im Gegensatz zur Speiseröhre, der »rechten Kehle« – Im Bauwesen soviel wie Kehlung, Hohlkehle; dann aber auch die beim Zusammenschnitt zweier Dachflächen entstehende Winkellinie im Gegensatz zu der bei ebensolchem Zusammenschnitt entstehenden Rückenlinie, dem Grat. – In der Befestigungskunst heißt Kehle die dem feindlichen Angriff am meisten entzogene Seite eines Werkes. Offen nennt man dieses, wenn die Kehle keinen oder nur einen in Hindernissen bestehenden Verschluss hat; geschlossen, wenn auch die Kehle zur Verteidigung gegen feindliche Unternehmungen eingerichtet ist, wie Forts etc. der Festungen. Die Sperrforts haben keine Kehle und sind nach allen Seiten gleich verteidigungsfähig.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe