Schwedischer Feldmarschall Dodo Freiherr von Innhausen und zu Knyphausen

Schwedischer Feldmarschall Dodo Freiherr von Innhausen und zu Knyphausen.

Knyphausen, Dodo K., Reichsfreiherr zu Innhausen und Knyphausen, kgl. schwedischer Feldmarschall, am 22. Juni 1583 zu Lützburg in Ostfriesland geboren und vom Hofmeister Dr. jur. Johann v. Knipfenbach, späterem Bürgermeister zu Wesel, erzogen, tritt, auf Akademien und durch Reisen vorgebildet, zunächst in die Dienste der Generalstaaten, wo er unter Moritz von Oranien eine gute Schule durchmacht. 1603 erhält er den Auftrag eine deutsche Kompanie von 300 Mann zu werben, nimmt mit dieser an der Belagerung von Ostende Teil, wird mehrfach verwundet und befehligt zuletzt die Angriffsartillerie. Dann wird er Drost und Kommandant der ostfriesischen Feste Stickhausen, knüpft, vom Grafen Enno III. zur Krönung König Karls IX. nach Schweden gesandt, dort Verbindungen an, welche für seine spätere Laufbahn von Wichtigkeit sind, verliert seine heimatliche Stelle, als sein Vater sich mit dem Grafen überwirft, heiratet Anna v. Schade auf Jhorst in Westfalen und wird 1613 Oberstlieutenant der Infanterie im Dienste der Hansestädte.

Er führt mehrmals Truppen der Hansestädte ins Feld, namentlich bringt er 1615 dem von Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig bedrängten Braunschweig durch das Belagerungsheer hindurch Hilfe und leistet bei der erfolgreichen Verteidigung der Stadt wesentliche Dienste; auch ist er Kommandant von Hamburg und bei der Befestigung der Stadt tätig. Nachdem er daraus Oberst im Dienst der Union geworden, im Sold des Herzogs von Pommern und des Herzogs Georg von Lüneburg gestanden hat und auch zu diplomatischen Aufträgen verwendet war, wie eine ihm vom Pfalzgrafen Friedrich zu einer Sendung an die Städte Hamburg, Bremen und Lübeck erteilte Instruktion d. d. 10. September 1619 beweist, bestellt ihn Herzog Christian von Braunschweig zum Obersten über ein Regiment zu Fuß. Im Rat des Halberstädters spielt er nun eine wichtige Rolle. Er begleitet diesen ins Feld wie an die Höfe und fungiert als Hofmarschall, als Generalstabschef und als Vertrauter Rat, sein Einfluss ist der maßgebende, durch ihn gehen die Verhandlungen mit den Generalstaaten.

Als der Herzog von Braunschweig im Juni 1622 sich mit Mansfeld zu vereinigen strebt, erhält Knyphausen den Auftrag Höchst zu nehmen, sich des dortigen Passes zu versichern und eine Brücke über den Main zu schlagen, beim Angriff auf die Stadt am 6./16. Juni wird er verwundet, was ihn aber nicht hindert an der darauf folgenden Schlacht am 9./19. teilzunehmen. Im Winter 1622/23 finden wir ihn mit dem Herzog und Mansfeld in Oftfriesland; damals bietet er dem niedersächsischen Kreis seine Dienste an, da er jene des Herzogs zu verlassen wünsche, er bittet, man möge ihn als Kommandeur des Lübeckischen Kontingentes anstellen, wird aber abschläglich beschieden, da man der Aufrichtigkeit seiner Anerbietungen misstraut.

Er bleibt also beim Herzog, leitet geschickt das Gefecht bei Geismar unweit Göttingen ein, in welchem im Juni 1623 das Kürassierregiment des Herzog Franz von Sachsen-Lauenburg hart mitgenommen wird und des Herzogs Gepäck mit wichtigen Schriften in des Halberstädters Hand gerät, führt dann auf dem Marsch zur Schlacht bei Stadtlohn (27. Juli/6. August) das Gros der Armee und wird nach der Schlacht für die erlittene Niederlage verantwortlich gemacht. Er soll ein Défilé, welches die Armee passieren musste und zu dessen Besetzung er vorausgeschickt war, nicht hartnäckig genug verteidigt haben. Auf die falschen Aussagen eines italienischen Offiziers hin wird er ungehört zum Tode verurteilt und soll in Schenkenschanz exekutiert werden; das durch Vermittlung des dortigen Kommandanten erfolgte Dazwischentreten Friedrich Heinrichs von Oranien veranlasst, dass ihm Gelegenheit gegeben wird sich zu rechtfertigen, worauf er in allen seinen Würden und Ämtern von neuem bestätigt wird. Im Herbst desselben Jahres behauptet Herzog Christian jedoch seiner Familie gegenüber, welche Knyphausen als den Hauptanstifter jenes bei allen seinen abenteuerlichen Unternehmungen ansieht, ihn entlassen zu haben.

1626 treffen wir Knyphausen unter Mansfeld; er befehligt ein deutsches Regiment zu Fuß, ficht tapfer an der Dessauer Brücke, wird von Wallenstein gefangen genommen, sitzt ein Jahr auf der Burg zu Halle in Gefangenschaft, schreibt ein Buch „Ritterliche Qualitäten" und geistliche Betrachtungen, wird von der Pest befallen, weigert sich seinen Glauben abzuschwören und entkommt schließlich. Er tritt nun zunächst in dänische Dienste, nach dem Lübecker Frieden aber in die des Königs von England, Karls I., nimmt an den Versuchen zum Entsatz von La Rochelle teil, erhält die Zusicherung einer Pension von 500 Pfund Sterling, wirbt für König Gustav Adolf ein Regiment zu Fuß von zwölf Fahnen und wird schwedischer Generalwachtmeister. Unter den ersten setzt er den Fuß auf deutschen Boden, rückt Ende Juli 1630 vor Wolgast, belagert die Stadt, nimmt sie Ende August durch Kapitulation, versucht vergeblich Greifswald zu überrumpeln und steht dann unter Horn in Hinterpommern.

Im Februar 1631 stößt er vor Demmin zum König und hilft bei der Belagerung, welche bald darauf durch die Übergabe beendet wird; am 9./19. März wird er in Neu-Brandenburg, einem lediglich ummauerten Flecken, nach zehntägiger hartnäckiger Gegenwehr und nachdem er sich schließlich nebst Frau und Kindern in das Rathhaus zurückgezogen hat, von Tilly gefangen genommen. Der König lässt ihn bald gegen drei kaiserliche Offiziere auswechseln, deren Namensanfangsbuchstaben das Wort „ars" ergaben und sagt, er habe für Knyphausen die Kunst weggegeben. Er trifft Gustav Adolf vor Nürnberg, wird, als er die von Sachsen ihm angetragene Ernennung zum Feldmarschall ausgeschlagen hat, zu gleicher Würde befördert (Brief des Königs an Knyphausen im Lützburger Archiv.), mit Amt und Schloß Weißen-Klempenow bei Anklam beliehen und, als die Armee von Nürnberg aufbricht, mit 50O0 Mann in der Stadt zurückgelassen. Als es aber zur Lützener Aktion geht, wird er herangezogen, bringt die Nacht vor der Schlacht mit dem König und Herzog Bernhard von Weimar im Gespräch über die bevorstehenden Ereignisse im Wagen zu und befehligt dann das zweite Treffen des Fußvolkes. Nachdem Gustav Adolf gefallen ist, rät er dem Herzog von Weimar, welcher den Oberbefehl übernommen hat, vorsichtig zu geordnetem Rückzug; dieser erneuert indessen die Schlacht und, als er Erfolge hat, ist Knyphausen, welcher seine Truppen geordnet und in der Hand behalten hat, im Stande den Ausschlag zu geben.

Nachdem er Leipzig mit der Pleißenburg, Chemnitz und Zwickau erobert hat, detachiert ihn Oxenstierna mit 12–14.000 Mann schwedischer Truppen nach Niedersachsen und Westfalen, um dort mit Herzog Georg von Lüneburg zu kooperieren. Er nimmt die Winterquartiere 1632 auf 1633 in Meppen und lässt sich nur ungern zu dem neuen Feldzug bestimmen, zu welchem der Herzog noch in der schlechten Jahreszeit zu Ende des Winters 1633 gegen die Weser aufbricht. Das erste Unternehmen, um das es sich handelt, ist die Belagerung von Hameln. Knyphausen erhält den Auftrag, die Stadt auf dem rechten Weserufer einzuschließen. Es gelingt ihm nicht, was Herzog Georg später in glänzender Weise ausführt, den Strom bei Rinteln zu überqueren; er geht daher bei Höxter über und begibt sich von hier auf den ihm zugewiesenen Posten.

Ein Entsatzversuch der Kaiserlichen führt zur Schlacht bei Hessisch-Oldendorf (28. Juni/8. Juli). Knyphausen rät von der Annahme derselben ab; als der Herzog sie aber trotzdem schlägt, ist es Knyphausen, welcher durch seinen Angriff auf den rechten feindlichen Flügel am meisten zu ihrem glücklichen Ausgang beiträgt. Die nächste Folge des Sieges ist die Kapitulation von Hameln; nach derselben aber bricht bei Tafel über die Besitznahme der Stadt heller Streit zwischen Knyphausen und dem Herzog aus, durch welchen die zwischen Beiden schon früher bestandene Verstimmung zu offenem Zerwürfniss sich steigert. Der Feldmarschall nimmt nun am 2./12. September das bereits längere Zeit belagerte Osnabrück und geht dann, am 2. August durch Oxenstierna mit dem Emsland belehnt, nach dessen Hauptstadt Meppen, wo er, auch mit letzterem Staatsmann verfeindet und zerfallen, nachdem er im Winter 1633 auf 1634 an der vergeblichen Belagerung von Hildesheim teilgenommen hat, die nächsten Jahre vom Kriegsgetümmel zurückgezogen lebt, damit beschäftigt sich hier in der Nähe seiner Heimat ein eigenes kleines Reich zu gründen.

Der Wunsch sich an Herzog Georg von Lüneburg zu rächen und zugleich sein irdisches Gut zu mehren, geben ihm zu Ende 1635 von neuem das Schwert in die Hand. Der von Frankreich her wehende Wind facht das nach dem Prager Frieden im Verglimmen begriffene Kriegsfeuer von Frischem an; der französische Unterhändler St. Chamont veranlasst Knyphausen mit Oxenstierna’s Zustimmung im Namen der schwedischen Krone, „da Frankreich noch keinen erklärten Krieg mit dem Kaiser habe“, ein Heer aufzustellen, mit welchem er zunächst Minden, wo sein Eidam, Oberst v. Lüdinghausen gen. Wolff, befehligt, Herzog Georgs Siegesbeute, den Verbündeten in die Hände zu spielen gedenkt. Am 16./26. Dezember vom kurkölnischen Feldmarschall-Lieutenant Graf Geleen, in Wildeshausen schmählich überfallen, so dass er kaum das nackte Leben gerettet, bricht er am 1./11. Januar 1636 von Meppen auf, um sich mit den von Osnabrück kommenden Regimentern zu vereinigen und mit diesen gemeinsam gen Minden zu ziehen, findet aber bei Haselünne durch den kaiserlichen Oberst Freiherrn v. Lüddersen (Lautersheim) den Pass verlegt und fällt, dessen Stellung angreifend, durch eine feindliche Kugel in den Kopf getroffen. Oberst Kratzenstein übernimmt das Kommando, stellt die Schlacht her und bringt die Leiche nach Meppen zurück, von wo sie nach Jennelt in Ostfriesland überführt wird.

Der von Knyphausen nach Meppen berufene Pastor Otto Brawe hält eine Trauerrede, welche unter dem Titel „Aes Dodonaeum" gedruckt ist. Die Witwe verkauft Meppen für 30.000 Taler an Karl Ludwig von der Pfalz, welcher aber nicht in den Besitz gelangt; aus den Waffen und dem Geschütz löst sie 12.000 Taler; Klempenow wird durch König Karl XI. widerrechtlich eingezogen. Knyphausen war eine einnehmende und ansehnliche Erscheinung, dem lutherischen Glauben aufrichtig ergeben, von seinen Untergebenen gefürchtet und geliebt, als Soldat nie von seiner Tapferkeit und Ratfertigkeit, aber mehrfach vom Glück verlassen, daher häufig allzu bedächtig und zaghaft – trotz seines selbstgewählten Wahlspruchs: „Timidi nunquam statuere trophaea". Seine guten Eigenschaften wurden durch Habgier und Gewinnsucht, Eigenschaften, welche im Geiste der Zeit lagen, verdunkelt.

Quelle: Bernhard von Poten

Bibliographie

  • Archiv zu Lützburg: Lettres de Gustave Adolphe, Roi de Suède, adressées à son général Dodo von Inn- und Knyphausen en 1630–32. Publiées par H. O. Feith, Groningue 1860
  • Decken, F. von der: Herzog Georg v. Lüneburg, Hannover 1838–34
  • Diepenbrock: Geschichte des Amts Meppen, Münster 1838
  • Poten, Bernhard von: Allgemeine deutsche Biographie, Bd.: 16 (Leipzig 1882)

Figuren des Dreißigjährigen Krieges