Andreas Hofer

Andreas Hofer.

Andreas Hofer, tiroler Landesverteidiger, ist am 22. November 1767 zu St. Leonhard im Tal Passeier geboren. Sein Vater war Sandwirt, d. h. Wirt am Sand, an einem durch die reißende Passer verwüsteten Landstrich. Ernst und rauh, wie das von schroffen Felswänden umschlossene Tal, ist auch der Menschenschlag, jedoch versichert Rapp, ein Kenner jener Alpenwelt, dass gerade im Passeier nicht selten bei Männern eine Weichheit der Empfindungen, ein sentimentaler Zug sich finden lasse, der zur Derbheit der äußeren Erscheinung den auffälligsten Gegensatz bilde. Damit hänge zusammen, dass sich die Passeirer von den Bewohnern anderer Täler ebenso durch Frömmigkeit und Gutmütigkeit, wie durch Arbeitsscheu und phantastische Wanderlust unterscheiden. Hofers Familie stammt aus dem Bergtal Magfeld, das Wirtshaus am Sand kam aber schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in ihren Besitz. Im Heimatdorf erhielt Hofer den üblichen Unterricht, dann verlegte er sich nach Art der Passeirer auf Handel mit Wein und Pferden, bis er nach seiner Verheiratung mit einer Bauerntochter Anna Ladurner das väterliche Anwesen übernahm. Es gelang ihm aber nicht, die schon unter seinem Vater tief verschuldete Wirtschaft zu heben, was später seinen Feinden zum unberechtigten Vorwurf Anlass gab, er habe den Aufstand nur angezettelt, um aus der allgemeinen Verwirrung für seine eigene gefährdete bürgerliche Stellung Nutzen zu ziehen.

In der äußeren Erscheinung unterschied er sich in Nichts von seinen Landsleuten; er war von untersetzter Gestalt, breiter Brust und vollen roten Wangen, auffällig war nur der schwarze, breit und dicht auf die Brust herabwallende Bart, der für die Führerrolle, die er in der Folge zu spielen hatte, nicht bedeutungslos. Hofer war nicht unbegabt, aber ohne hervorragende Fähigkeiten, unklar in seinen Ansichten, leicht vertrauend und leicht argwöhnisch, nicht ohne persönlichen Mut, jedoch nicht von hervorstechender Kühnheit, kein Heuchler und kein Komödiant, ein treu ergebener Diener des habsburgischen Kaiserhauses, vor allem aber dem Klerus seiner Heimat schwärmerisch zugetan. Er war kein Viriath und kein Sertorius, nicht der scharfblickende, löwenmütige Held, wie ihn Zimmermann und manche tiroler Apologeten schildern, aber auch nicht der bigotte Querkopf, der „Mann mit der Flasche und dem Rosenkranz“, wie ihn Hormayer zu zeichnen beliebt.

Bekannte Figuren

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An den Kriegen von 1796 bis 1805 nahm Hofer anfänglich als Schütze Anteil, später verhalf ihm die Beliebtheit, die er bei den Passeirern genoss, zu einer Hauptmannsstelle. Als im Pressburger Friedenstraktat die Abtretung Tirols an Bayern ausgesprochen war und die österreichischen Beamten das Land verließen, trat Hofer etwas deutlicher in den Vordergrund; er befand sich unter den Abgeordneten, die dem scheidenden Erzherzog Johann nach Bruneck das Geleit gaben und in demonstrativer Weise ihre unerschütterliche Anhänglichkeit an das Kaiserhaus beteuerten. Dann kehrte er in sein Tal heim und ging ruhig seinem Gewerbe nach.

Im Sommer 1808 rief ihn ein Befehl Erzherzog Johanns nach Wien, wo ihm und einigen anderen Landsleuten von Hormayr ein Plan zur Befreiung Tirols vorgelegt wurde, der bei den Bauern begeisterte Zustimmung fand. Die geheimnisvolle Reise nach Wien und die vom beliebten Erzherzog erfahrene Gunst erhöhten natürlich das Ansehen des Sandwirts bei den Nachbarn, so dass er schon bei Beginn des Aufstands als Haupt der Passeirer auftrat, wenn er auch keineswegs die ganze Bewegung leitete. Sein Bedeutung wuchs erst allmählich und in der Rolle eines Führers erscheint er erst, seit das Volk sich selbst überlassen war und die ganze Bewegung spezifisch tirolischen Charakter angenommen hatte. Hormayrs Behauptungen, nur er selbst habe in richtiger Erkenntnis der „glorreichen Beschränktheit“ seiner Tiroler aus Hofer einen „furchtbaren Popanz für den Feind, einen Götzen für seine Landsleute“ geschaffen, „um in das von Leidenschaften wild hin- und hergeschleuderte Schiff eine tüchtige Ladung Ballast zu bringen“, sind nur lächerlicher Selbstüberhebung entflossen. Dagegen ist sicher nicht in Abrede zu stellen, dass nicht hervorragende Eigenschaften Hofers Ansehen und Einfluss begründeten, sondern dass er allmählich gerade deshalb zum Haupt der Bewegung sich aufschwang, weil er selbst ein Mann aus dem Volke war, der an Kenntnissen und Fähigkeiten seine Untergebenen kaum überragte, ihre Tracht trug, ihre Sprache redete, ihre ganze Denkweise teilte. Der erste von Hofer an die Passeirer erlassene Aufruf charakterisiert den Volksmann: „Morgen am 9. April wird für Gott, Kaiser und Vaterland ausgezogen, und jedermann ermahnt, brav dreinzuschlagen“. Am 11. April kam es zwischen Hofers Leuten und einer bayrischen Truppenabteilung auf dem Sterzinger Moos zu einem Treffen, wobei sich die Schützen auf Rat ihres Anführers hinter vorgeschobenen Heuwagen deckten. Die Bayern mussten die Waffen strecken, ein Erfolg, der Hofers Namen rasch in allen Tälern bekannt machte.

An der ersten Einnahme von Innsbruck war Hofer nicht beteiligt, da er mit seinen Passeirern zur Abwehr der Franzosen an die südliche Landesgrenze gerückt war. In den Erlassen jener Zeit nennt er sich „k.k. vom Haus Oesterreich erwählter Commandant“. Auch die südlichen Alpenpässe wurden mit Glück verteidigt, hier wie in Spanien verloren die so oft bewährten Marschälle ihren Ruhm gegen „Banditen“, wie der Moniteur die Landesverteidiger nannte. Eine neue Wendung gab aber auch dem tiroler Krieg der Ausgang des „fünftägigen Feldzugs“ an der Donau, wo der bis dahin noch unbesiegte Kaiser selbst die Österreicher zurückdrängte. Jetzt war nicht bloß der Weg nach Wien, sondern auch nach Salzburg offen, rasch folgten aufeinander die Erstürmung des Strubpasses, die Niederlage der österreichischen Corps unter Chasteller bei Wörgl, der Einzug Wredes in Innsbruck. Allein die Annahme, dass mit dem Fall der Landeshauptstadt der ganze Aufstand gedämpft und der Krieg beendigt sei, erwies sich als verhängnisvoller Irrtum. Chasteller zwar zog sich zurück, aber deshalb ließen die Tiroler den Mut nicht sinken, der Abzug der „lateinischen Schützen“ däuchte ihnen vielmehr eine Erlösung von unbequemen Gästen.

Hofer unterschlug eine Rückzugsordre Chastellers für Buol und bewog diesen General, ihm einige Bataillone und insbesondere Geschütze abzutreten, als er zur Rettung der Hauptstadt ein allgemeines Aufgebot erließ. Hofers Unternehmen hätte freilich nicht gelingen können, wenn nicht in unbegreiflicher Kurzsichtigkeit das Gros der bayrischen und französischen Truppen unmittelbar nach der Einnahme Innsbrucks aus Tirol abberufen worden wäre. Nur noch eine Division Bayern deckte die Stadt, als Hofers Rotten von allen Höhen herabschwärmten. Der erste Angriff am 25. Mai misslang; vier Tage später aber wurden die Bayern nach mörderischem Kampf zurückgeworfen, am nächsten Tag zog Hofer in der befreiten Landeshauptstadt ein. Die Tiroler hatten namentlich auf dem nahen Bergisel Wunder der Tapferkeit getan. Welchen Anteil am Erfolg des Tages Hofer selbst zu beanspruchen hatte, lässt sich nicht mehr feststellen. Die Urteile der einzelnen Landsleute, auf grell kontrastierenden Aussagen von Augenzeugen sich stützend, gehen weit auseinander. Streiter behauptet, Hofer habe, während sich die Seinen mit dem Feind herumschlugen, bei dem ihm befreundeten Wirt unter der Schupfen „den Freuden des Krugs selbst für die Spanne Zeit nicht entsagt, als unweit der Schänke ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde.“ Nach Webers Darstellung dagegen hätte er jenen Aufenthalt nur gewählt, um von dort aus „die Fäden der Angriffe lenken zu können.“ Wie dem auch sein mag, das Volk sah nun einmal in ihm den gottbegnadeten Helden, dessen Gebet der Sache Tirols den Sieg erwirkte. Als er in Innsbruck einzog, begrüßte ihn lauter Jubel, und als er bald darauf zu Rattenberg der Frohnleichnamsprozession beiwohnte, strömten Tausende aus den benachbarten Tälern und von den Höhen zusammen, um den Befreier Tirols zu sehen. Die von ihm angeordneten Verteidigungsanstalten zeugen zweifellos von praktischem Sinn.

Zwei Monate hindurch blieb das Land von feindlichen Einfällen verschont, dagegen wurden von den Tirolern wiederholt Streifzüge auf bayerisches und italienisches Gebiet unternommen, jedoch nicht auf Anregung Hofers, der sogar den von einem solchen Beutezug heimkehrenden Teimer öffentlich ausschalt. Ein Handbillet des Kaisers Franz vom 29. Mai, das die bestimmte Zusicherung enthielt, Tirol werde nimmer vom Körper des österreichischen Kaiserstaates getrennt und kein anderer Friede angenommen werden, als ein solcher, der diese Vereinigung zuließe, sanktionierte gleichsam das bisherige Auftreten Höfers und seiner Genossen. Als es keine Feind mehr zu bekämpfen gab, kehrte er in sein Heimatdorf zurück und überließ dem Intendanten Hormayr, der ihn wohl seine geistige Überlegenheit peinlich fühlen lassen mochte, die leitende Rolle. Auch an den von Speckbacher und Haspinger in Szene gesetzten, im Ganzen samt und sonders misslungenen Unternehmungen, die auf Besetzung Bayerns und Einnahme Münchens, ja wohl gar auf Gefangennahme Napoleons berechnet waren, hatte Hofer keinen Anteil; er erklärte, er wolle sich nur auf Verteidigung der Landesgrenzen beschränken, im Einklang mit dem ältesten Landrecht, wonach sich der Volksdienst im Kriege nur bis zu den Grenzen der Heimat erstrecke und nach Befreiung derselben Waffenruhe einzutreten habe. Da kam plötzlich Kunden von dem zu Znaim abgeschlossenen Waffenstillstand mit dem unglaublich klingenden Zusatz, dass Tirol ausdrücklich ausgenommen sei. Ein ganzes Armeekorps, so hieß es, werde demgemäß gegen das störrische Land anrücken, und in der Tat war bald das Inntal wieder von verhassten „Blauröcken“ überflutet.

Hofer sträubte sich lange, die Wahrheit dieser Meldungen anzuerkennen, bis sich endlich nicht mehr daran zweifeln ließ, als von Erzherzog Johann selbst Bestätigung eintraf. Den österreichischen Generalen war damit die Möglichkeit entzogen, den Widerstand der Landbevölkerung länger zu unterstützen; der Kriegsrat Hofers aber erblickte im Vormarsch der Bayern auf tirolisches Gebiet, da er im Vertrag, wie natürlich, nicht ausdrücklich vorgesehen war, eine Überschreitung des Znaimer Traktats und rief ganz Tirol zur Abwehr auf. Es gelte jetzt nicht mehr blo den Schutz zeitlicher Dinge, sondern der heiligen Religion, die durch die kirchenschänderischen Franzosen und die freimaurerischen Bayern gefährdet sei, es gelte den letzten Kampf „wider den allgemeinen Feind des Himmels und der Erde“. Der mit der Unterwerfung Tirols betraute Marschall Lefebvre musste sich bald überzeugen, dass ihm keine gewöhnliche Waffenarbeit übertragen sei. Im Inntal zwar stieß er nur auf geringen Widerstand; auch die Hauptstadt Innsbruck ergab sich ohne Zaudern. Nun wurden durch einen Tagesbefehl des Marschalls Hofer und andere Hauptleute zu gemeinsamer Beratung aller zur Beruhigung des Landes nötigen Vorkehrungen eingeladen, nur „der sich so nennende Major Teimer, welcher als Haupträdelsführer der Empörung bekannt“, sollte von der Amnestie ausgeschlossen bleiben. Erst als Hofer diesem Ruf nicht Folge leistete, sondern fortfuhr, in allen Tälern das Aufgebot verkündigen zu lassen, wurde auch auf seinen Kopf ein Preis gesetzt. Diese Urteil und Lefebvres Erfolge riefen eine Zeit lang in Hofers Hauptquartier Bestürzung und Verwirrung wach.

Hofer selbst hielt sich nicht mehr für sicher und zog sich in eine Versteck zurück. Von hier aus erließ er an die „herzliebsten Tiroler, absonderlich aufrichtigen Passeyrer“ ein ziemlich verzagt klingendes Schreiben. Auch jetzt sei er noch entschlossen, „wegen Gott, Religion und Vaterland“ zu streiten, aber erst wenn er sehe, dass sich die wahren Patrioten wieder zeigen; unterzeichnet ist der Aufruf: „Euer treues Herz, Andree Hofer, Obercommandant von Passeyr, dermalen wo ich bin.“ Energischer als Hofer ließen sich Haspinger und Speckbacher angelegen sein, die nur für den Augenblick Eingeschüchterten auf Neue zum Kreuzzug gegen die Feinde des Christentums zu entflammen. Wieder entbrannte allerorten der Kampf, blutiger und greuelvoller denn bisher. „Wüthende Rachsucht glomm bis zur Gletschergrenze empor, in Feld und Wald, in tiefen Klüften und auf schwindelnden Felsgraten geschahen Thaten übermenschlichen Muthes, unmenschlicher Grausamkeit.“ Auch Hofer erschien wieder in Passeier und erließ einen neuen Aufruf. „Auf, liebe Brüder, lasset uns nur einig sein. Ich werde euch die Lumpenstücke von dieser verfluchten Nation erst dann sagen, sobald wir zusammenkommen werden. Nur gutes Muthes, die Sache kommt alle von Gott her!“

Bald sah sich Marschall Lefebvre, der kurz vorher noch über Deroys Rückzug vor einer „Bauernarmee“ gespottet hatte, in Innsbruck von allen Seiten umzingelt. Am 13. August ordnete Hofer allgemeinen Angriff an. Der Entscheidungskampf konzentrierte sich diesmal um den Bergisel. Zwei Tage dauerte das Treffen, den Sieg verdankten die Tiroler vor Allem der tollkühnen Energie des Kapuziners Haspinger. Wichtiger als Hofers Teilnahmne an den Gefechten war sein Auftreten nach der Einnahme Innsbrucks, denn nur seine Autorität rettete die „baierisch gesinnte“ Stadt vor Plünderung und Exzessen der kriegstrunkenen Bauern. Hofer traf keine ernstlich gemeinten Vorkehrungen, um den geschlagenen Feinden den Rückzug abzuschneiden, sondern verfügte sogar, dass der Ausmarsch neuer Kompanien zu unterbleiben habe. – der erste Erlass den er als „Obercommandant von Tirol“ unterzeichnete. Er übernahm nun die verwaiste Verwaltung des Landes und bezog die Hofburg, in deren Speisesaal er sogleich ein Kruzifix und ein Madonnenbild anbringen ließ. Wie an seiner äußeren Erscheinung, so änderte er auch nichts an seiner Lebensweise. Das Mittagessen ließ er sich aus einem benachbarten Gasthaus holen; oft trafen Personen, die mit ihm in Geschäften zu sprechen hatten, den Obercommandanten in Hemdärmeln unter seinen rauchenden und zechenden Passeirern. Seine wichtigste Verfügung war die Aufstellung einer Generallandesverwaltung, wozu auch sechs Volksvertreter mit Stimmrecht beigezogen waren. Im Übrigen bezweckten seine Erlasse namentlich Erhaltung der Religion und Moral und Sicherung der Ordnung im befreiten Lande. Den Höhepunkt seines Glücks bezeichnet die Überreichung eines Ehrengeschenks des Kaisers, einer goldenen Medaille mit Kette, am 29. September – es war ein Festtag für Hofer und ganz Innsbruck.

Leider gereichte ihm der Beweis kaiserlicher Huld, der den treuen Mann zu Tränen rührte, zum Verderben, denn er maß ihm eine weit höhere Bedeutung bei als das kaiserliche Kabinett. Er glaubte, der Kaiser halte noch immer fest an der Zusage, nimmer zu einer neuen Abtretung Tirols seine Einwilligung geben zu wollen; dagegen räumte ein Artikel des am 14. Oktober 1809 unterzeichneten Wiener Friedenstraktats den von Napoleon hartnäckig geforderten Verzicht auf Tirol wirklich ein. Gleichzeitig rückten größere Heeresmassen denn je auf drei Linien zugleich durch Inn-, Puster- und Etschtal vor. Obwohl ein Schreiben Erzherzogs Johann von diesen Vorgängen unterrichtete und davor warnte, sich ferner zwecklos aufzuopfern, wollten Haspinger und andere Brauseköpfe nichts von Unterwerfung und Waffenstreckung hören, und es gelang ihnen, auch Hofer nochmals zur Aufnahme des Kampfes zu bewegen, möge das Ende sein, was da wolle. Am 1. November wurden aber am Bergisel die Reihen der Landesverteidiger durch das Geschützfeuer der Feinde so furchtbar gelichtet, dass an wirksamen Widerstand nicht mehr zu denken war. Hofer konnte sich dieser Überzeugung in Augenblicken ruhiger Überlegung nicht verschließen.

Als ihm General Baraguey d’Hilliers Verzeihung zusicherte und auch der bayrische Kronprinz Ludwig mit freundlichen Worten zu Nachgiebigkeit mahnte, unterzeichnete er eine vom Priester Donay aufgesetzte Unterwerfungserklärung und fügte seinem Namen die Worte: „Oberkommandant gewöster“ bei. Allein bald darauf wurde er durch allerlei falsche Nachrichten über Wiederausbruch des Krieges mit Frankreich, Anmarsch von schweizer Hilfstruppen etc. getäuscht und, wie der Tiroler Rapp erklärt, „von dem verworfensten Gesindel, dem der Friedenszustand verhasst, der Krieg aber die willkommene Gelegenheit zu Raub und Plünderung war“, zu neuem Sturmaufgebot gedrängt. Die Eintracht war jedoch aus seinem Kriegsrat gewichen und damit die Kraft der Landesverteidiger gebrochen. Wenn auch mit schweren Verlusten, unterdrückten die Franzosen und Bayern die letzten Regungen des Aufstands, die Drohungen und Verheißungen des Sandwirts blieben wirkungslos, in dumpfer Hoffnungslosigkeit fügte sich das Volk allerorten der Übermacht. Fast alle Rädelsführer der Bewegung konnten noch rechtzeitig entfliehen, nur Hofer, durch die letzten Schicksalsschläge betäubt und verwirrt, weigerte sich, den heimischen Boden zu verlassen. Er glaubte, in einer versteckten Alphütte am Eingang ins Hochland Farteis sicher zu sein, aber ein Passeirer, Franz Raffl, verriet seinen Zufluchtsort an General Huard. Dass der Priester Donay nicht, wie Hormayr behauptet, am schmählichen Handel Anteil hatte, bestätigte Baraguey d’Hilliers selbst, an dessen Wort nicht gemäkelt werden kann.

Durch Soldaten eines italienischen Freikorps wurde die Hütte, wo Hofer schlief, umzingelt. Da an Widerstand oder Flucht nicht zu denken war, ergab sich Hofer ohne Widerstreben und wurde gefesselt nach St. Martin, dann nach Bozen abgeführt, endlich auf höheren Befehl nach Mantua transportiert. Ein Kriegsgericht sollte über sein Los Entscheidung treffen. Als sich jedoch einige Richter mit Rücksicht auf den dem Rebellenführer von seinen eigenen Leuten auferlegten Zwang zu seiner Verurteilung nicht entschließen konnten, kam aus Mailand die Weisung, Hofer sei binnen 24 Stunden durch Pulver und Blei hinzurichten. Er vernahm das Urteil mit seltenem Gleichmut. Wenige Stunden vor seinem Tod schrieb er an seinen Freund Pühler in Neumarkt einen Brief, der mit den Worten schließt: „Ade, mein schnöde Welt, so leicht kommt mir das Sterben an, daß mir nicht die Augen naß werden. Um 9 Uhr reis ich mit der Hilfe aller Heiligen zu Gott.“ Dem Propst Manifesti, der ihm in den letzten Stunden geistlichen Beistand leistete, versicherte er, sein Blut fließe nicht umsonst, Tirol werde wieder österreichisch werden, so gewiss, als auf jeden Winter wieder ein Sommer folge. Am 20. Februar 1810 Vormittags 11 Uhr wurde er auf der breiten Bastei nahe der Porta Ceresa erschossen. 1822 wurden seine Gebeine ausgegraben und in der Hofkirche zu Innsbruck bestattet; 1834 erhob sich über seinem Grab ein würdiges Denkmal.

Quelle: Karl Theodor von Heigel

Bibliographie

  • Heigel, Karl Theodor von: Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 12 (Leipzig 1880)
  • Hormayr, Josef von: Geschichte A. Hofers (1817)
  • Peternader, Anton: Tirols Landesverteidiger (1853)
  • Rapp, Joseph : Tirol im Jahr 1809 (1853)
  • Weber, B.: Das Tal der Passeier und seine Bewohner (1852)

Figuren des Siebenjährigen Krieges