Preußischer Generalleutnant Friedrich Christoph von Saldern

Saldern, Friedrich Christoph v. Saldern, preußischer Generalleutnant, aus altem niedersächsischen Geschlechte stammend, wird am 2. Juni 1719 geboren. Sein Vater war damals Oberstwachtmeister und Kommandeur eines in Kolberg in Garnison stehenden Bataillons, seine Mutter eine geborene v. Holzendorf, er selbst tritt 1735 in Stettin als Fähnrich beim dem Infanterieregiment des Fürsten von Anhalt-Zerbst, des Vaters der Kaiserin Katharina II. von Russland, in den Dienst, wird aber 1739 seiner Körpergröße wegen – er maß 6 Fuß und 13–14 Zoll – zur Potsdamer Riesengarde versetzt. Als Friedrich der Große dieselbe im folgenden Jahr auflöst, kommt er als Premierlieutenant zum 2. Bataillon der neuen Garde; mit dieser nimmt er an des Königs Kriegen teil. Im 1. Schlesischen Krieg wohnt er den Belagerungen von Brieg und Neiße bei und kämpft bei Chotusitz; nach Friedensschluss erhält er eine Kompanie, welche er im 2. Schlesischen Krieg bei der Belagerung von Prag und in den Schlachten bei Hohenfriedeberg und bei Soor befehligt. 1749 wird er Major. Als solcher zieht er in den Siebenjährigen Krieg. Hier wohnt er 1757 der Belagerung von Prag und der Schlacht bei Roßbach bei und erwirbt bei Leuthen, wo er zur Eroberung des Dorfes Leuthen ordentlich beiträgt, den Orden pour le mérite. Bei Hochkirch, am 14. Oktober 1758, befehltigt er, zum Oberstlieutenant ernannt, eine Brigade, und zeichnet sich hier bei der Deckung des Rückzuges und auf dem weiteren Marsch nach Schlesien so aus, dass der König ihn, ohne dass er Oberst gewesen wäre, zum Generalmajor ernennt. „Saldern habe Kopf und Herz gezeigt“ sagt der König und verheißt gleichzeitig, dass dies nur der Anfang seines Avancements sein solle. Bald darauf verleiht er ihm das Garde-Grenadierbataillon.

Neuen Ruhm erwirbt Saldern am 15. August 1760 bei Liegnitz, wo er bei Laudon’s nächtlichem Angriff mit seinen gut geordneten Bataillonen rasch eine günstige Stellung nimmt und standhaft behauptet, und namentlich am 3. November bei Torgau, wo er zu denen gehört, welche Zieten bestürmen, neue Versuche zum Gewinn der fast verlorenen Schlacht zu machen und durch seine Teilnahme an der Erstürmung der Siptitzer Höhen viel dazu beiträgt, dass der Versuch mit Erfolg gekrönt wird. Dann aber kommt des Königs Ungnade über Saldern. Um den Kurfürsten von Sachsen an einer möglichst empfindlichen Stelle weh zu tun und ihn zur Vermittlung des Friedens mit Preußens Gegnern geneigt zu machen, beschließt der König, den Kurfürsten an einer möglichst empfindlichen Stelle zu fassen, indem er das prächtigste seiner Schlösser, „des Königs von Polen Herzblatt“, Hubertusburg, ausräumen lässt. Zur Vollziehung seines Befehls wählt er Saldern, weil er überzeugt ist, dass dieser den Auftrag mit Entschiedenheit, aber auch unter Aufrechterhaltung der Manneszucht, vollziehen werde. Im Februar 1761 lässt er ihn rufen und befiehlt ihm, das Schloss zu besetzen, den Hausrat einpacken zu lassen und fortzuführen. „Ich will nichts davon haben; ich werde das daraus gelöste Geld dem Lazareth assignieren und Ihn nicht vergessen“. Saldern weigert sich; einen solchen Auftrag auszuführen streite wider seine Ehre und seine Pflicht. Friedrich dringt weiter ihn ihn; aber Saldern bleibt standhaft, der Königt entlässt ihn endlich mit den Worten: „Salder, Er will nicht reich werden“ und überträgt die Aufgabe dem Oberst v. Quintus Icilius, Saldern aber verlässt das Heer und bleibt bis zum Friedensschluss den Kriegsereignissen fern. Dann ist des Königs Zorn verraucht; als 1763 den einzelnen Teilen des Heeres Inspekteure vorgesetzt werden, erhält Saldern diesen wichtigen Posten in Ansehung der im Herzogtum Magdeburg und in der Altmark garnisonierenden Infanterie; 1766 ernennt ihn der König zum Generallieutenant und verleiht ihm nach des Herzogs Ferdinand von Braunschweigs Ausscheiden aus dem Dienst dessen Regiment sowie den Schwarzen Adlerorden.

Saldern ist der Begründer der nach ihm benannten „Saldern’schen Taktik“, derjenigen Fechtweise, welche, an und für sich schön erkünstelt und unnatürlich und nicht mehr den Bedürfnissen des Krieges Rechnung tragend, als sie unter ganz anderen Verhältnissen im Jahr 1806 zur Anwendung gebracht werden soll, versagt und dazu beiträgt, Preußen und sein Heer an den Rand des Verderbens zu bringen. Saldern hat diese Fechtweise aber nicht geschaffen; er war überhaupt kein schöpferischer Geist, sondern verstand nur, des Königs Gedanken zu erkennen und die in dessen Feldzügen erprobten Formen auf dem Exerzierplatz zur Anschauung zu bringen, Formen, welche dem damaligen Wesen des Krieges entsprachen, aber schon zu Königs Zeiten ausarteten und, als man sie später wieder anwenden wollte, veraltet und unbrauchbar waren. Saldern selbst war eine Meister in der Truppenverwendung auf dem Exerzierplatz, aber er verfiehl schließlich in Spielereien und seine Manöver arteten zur Unnatur aus. Am besten kennzeichnet ihn sein Ausspruch, dass reichliches Nachdenken und vielfache Beobachtung ihm die Überzeugung verschafft hätten, ein Schrittmaß von 75 Schritt in der Minute sei noch besser als das von 76. Seine Ansichten über Taktik hat in der „Taktik der Infanterie“, Dresden 1784, deren 1. Abteilung „die Bewegungen, woraus Manövers entstehen und zusammengesetzt sind“ und deren 2. „die Stellung und Bewegung eines großen Corps“ zum Gegenstande hat, und „Taktische Grundsätze“, Dresden 1786, beide ohne Nennung seines Namens erschienen, niedergelegt. Übrigens fanden seine Ansichten schon bei seinen Lebzeiten und bald nach seinem Tode Gegner. Berenhorst nennt ihn den erhabenen Obermanöveristen und schildert ihn, wie er sich taktische Rätsel aufgibt, welche er selbst nicht lösen kann. In seinem Privatleben war Saldern untadelhaft. Er war gottesfürchtig, pflichttreu, wohlwollend und von vornehmen Gesinnungen, die er in seiner Garnison Magdeburg mit Vorliebe pflegte. Dort ist er am 14. März 1785 gestorben. Er war dreimal vermählt, hinterließ aber keine Kinder.

Quelle: Bernhard von Poten

Bibliographie

  • Poten, Bernhard von: Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 30 (Leipzig 1890)

Figuren des Siebenjährigen Krieges