Wirkung des Feuergewehrs

Wirkung des Feuergewehrs, der Feuerwaffen insgesamt, beruht teils auf dem Forttreiben der Geschosse, vermittelst der Kraft des Pulvers, auf eine gewissen Entfernung; teils auf dem Treffen der Geschosse in einen gewissen zum Zielpunkt gemachten Gegenstand; teils auf dem Eindringen der Geschosse in die ihnen hier entgegen stehenden Körper, oder auf einer anderen Art der Wirkung, z. B. Zerspringen, Anbrennen etc., die sie hier äußern sollen.

Die Kanonenkugeln sowohl, als auch die Granaten und Bomben, haben auf die Entfernungen, welche zur Wahrscheinlichkeit des Treffens berechtigen, die Kraft, Menschen und Tiere zu töten, und das meiste Holzwerk der Fahrzeuge aller Art, auch selbst die Geschützrohre unter günstigen Umständen, zu verderben. Schießt man gegen Truppen, so hängt die Anzahl der Menschen, welche von einer Kugel getroffen werden können, von der Stellung der Truppen, und von dem Einfallswinkel ab; auf 1000 Schritt tötet eine 6-pfündige Kanonenkugel sechs Menschen, auf kleiner Entfernungen noch mehrere. Das Eindringen der Kugeln in andere Körper hängt von der Festigkeit dieser Körper, vom Kaliber, von der Entfernung, von der Ladung, und von der Richtung ab, in der sie den Gegenstand treffen. Am größten ist die Wirkung, wenn die Schusslinie senkrecht auf dem Ziel steht; man rechnet, dass die Kugeln in neu gemachte, wohl gestampfte Brustwehr, von kiesigem Sand, ohne Bekleidung, eindringen:

Geschütz Ladung Entfernung Eindringen
6-pfd. 2¼ Pfd. 400–800 Schritt 6½ Fuß
12-pfd. 5 Pfd. 400 Schritt 7 Fuß
12-pfd. 5 Pfd. 800 Schritt 5¾ Fuß
24-pfd. 9 Pfd. 400 Schritt 7½ Fuß
24-pfd. 9 Pfd. 800 Schritt 7 Fuß

In lange gelegenes festes Erdreich:

Geschütz Ladung Entfernung Eindringen
6-pfd. 4 Pfd. 300 Schritt 5½ Fuß
12-pfd. 4 Pfd. 300 Schritt 3¾ Fuß
12-pfd. 8 Pfd. 300 Schritt 7 Fuß
7-pfd. Gran. 1½ Pfd. 300 Schritt 2½ Fuß
10-pfd. Gran. 2½ Pfd. 300 Schritt 3¾ Fuß

In sehr leichten sandigen Boden (Flugsand) dringen die Kugeln kaum so tief ein als in festen Boden.

Man schätzt das Eindringen der Kugeln in Holz ungefähr ⅓ bis ¼, und in Mauerwerk ungefähr ⅙ bis ⅕ so groß als in Erde. Genaue Angaben, welche für alle Fälle geltend wären, würden schwer auszumitteln sein. Gegen Mauern ist die Wirkung der Kugeln verhältnismäßig größer, als gegen Brustwehren von Erde, weil die Mauern weniger Abdachung haben, und mehr von der Erschütterung leiden, wodurch ihr Einsturz bewirkt wird. – Auf 400 bis 800 Schritt können 12 bis 20 24-pfündige Kugeln, welche die Wände einer Scharte treffen, dieselben verderben; nimmt man nun an, dass auf 400 Schritt etwa die dritte, auf 800 Schritt die sechste Kugel die Wand trifft, so würde die Scharte durch 36 bis 120 Stück 24-pfündige Kugeln unbrauchbar gemacht sein; von 12-pfündigen Kugeln würden ungefähr die doppelte Anzahl nötig sein, weil sie weniger Kraft haben. Man muss daher bei Belagerungen die Demontierbatterien so nahe als möglich legen, wenn man nicht eine Menge Munition umsonst verschießen will.

Wenn das Eindringen der Kugeln in Holz nur ¼ so groß, als in Erde ist, so würde man auf 1000 Schritt noch mit 12-pfündigen und auf 800 Schritt mit 6-pfündigen Kugeln ein Tor, eine aufgezogene Brücke etc. einschießen können.

Die Anzahl der Kugeln, um eine Bresche zu legen, hängt sehr von Umständen ab. Da nun die Bresche gewöhnlich 80 Fuß breit gemacht wird, und man nicht mehr als höchstens 5 Geschütze dazu aufstellen kann, von denen jedes täglich etwa 80 Schuss tut, so kann man rechnen, dass dazu 5 Tage, also im Ganzen 2000 Stück 24-pfündige Kugeln erfordert werden.

Die Granaten und Bomben dringen zwar nicht so tief ein, als die Kanonenkugeln, weil sie weniger Geschwindigkeit, und also auch weniger Kraft haben, aber sie leisten in vielen Fällen mehr Wirkung durch ihr Zerspringen; man wendet sie aber vorzüglich an, um eine Feuersbrunst zu erregen, wo man dann zu ihrer Füllung geschmolzenes Zeug hinzufügt. Die Sprengladung der Granaten und Bomben richtet sich nach den Umständen. Im freien Felde haben die gewöhnlichen Ladungen der Granaten den Vorzug; zum Demontieren der Lafetten und anderer frei stehender Gegenstände sind mittlere Sprengladungen am vorteilhaftesten; wenn aber die Granaten und Bomben als Minen, z. B. gegen Erdwälle, oder in Gebäuden wirken sollen, so sind die stärksten Ladungen, welche sie fassen können, anzuwenden.

Die 7- und 10-pfündigen Granaten springen in der Regel in 16 Stücke, welche 230 Schritt weit geschleudert werden, und 4 Lot bis 1¾ Pfund wiegen; die 50-pfündigen Bomben zerspringen gewöhnlich in 50 bis 60 Stücke von 1 Pfund 20 Lot, bis 17 Pfund schwer, welche 300 Schritt weit fliegen. Die Granaten und Bomben dringen in sandigen Boden etwa 1 bis 2 Fuß, in schwerem Boden aber noch tiefer ein; beim Zerspringen entsteht ein 2 bis 3 Mal größerer Trichter, und vorzüglich bei schweren Bomben ist das Erdreich oft in einem Umkreis erschüttert, dessen Durchmesser 8 Fuß und mehr beträgt. Daher ist eine günstig treffende 50-pfündige Bombe im Stande, eine Scharte, oder auch einen nicht fest gebauten Kasten einer Batterie unbrauchbar zu machen. Wenn man Granaten gegen einen Erdwall schießt, so wird derselbe durch ihr Zerspringen in so weit verdorben werden können, dass er eine weniger steile Abdachung bekommt, und daher leichter erstiegen werden kann. Der Erfolg wird aber nur günstig sein, wenn die Granaten nicht zu tief eindringen, weil die Sprengladung sonst zu gering it, um die darauf liegende Erdmasse weg zu schleudern. Um richtiger treffen zu können, schießt man in solchen Fällen die 7-pfündige Granate aus 24-pfündigen Kanonen.

Die Wirkung der Kartätschenkugeln nimmt mit ihrer Größe und Schwere zu; doch sind die kleinen Kugeln, zumal wenn der Boden günstig ist, auf kleine Entfernungen von 500 Schritt und darunter, wegen der größeren Anzahl der treffenden, mörderischer als die großen. Auf Entfernungen von über 500 Schritt bis 800 verlieren die Kugeln unter 6 Lot fast ganz ihre tötende Kraft; die größeren bleiben aber auch hier noch wirksam. Es scheint, dass eine 6-lötige Kugel auf kleine Entfernungen bis 600 Schritt unter günstigen Umständen wohl 2 Mann außer Gefecht setzen könne.

Wenn die Brandkugeln nicht auf leicht feuerfangende Gegenstände fallen, so ist ihre Wirkung unsicher, und sie zünden nicht immer das Holzwerk so, dass ein ganzes Gebäude davon abbrennt; auch können sie nur durch schwache Dächer eindringen. Mit Vorteil bedient man sich ihrer zum Anstecken, wenn sie an bestimmten Fleck gesetzt, oder angehängt, und mit leicht feuerfangenden Gegenständen umgeben werden können. Die glühenden Kugeln sind daher, wenn die Umstände die Vorrichtungen dazu erlauben, viel vorzüglicher zum Anstecken der Gebäude und allen Holzwerks. Sie zünden sogar grünes Holz an, selbst wenn sie vorher etwas abgekühlt worden; zugleich gewähren sie den Vorteil, dass die Stelle, wo sie zünden, nicht früher durch starkes Leuchten verraten wird, als bis die Flamme ausbricht. Nur selten wird man 24-pfündige dazu brauchen, da 12-pfündige die selbe Wirkung leisten. Leichtere Kaliber sind deshalb nicht anzuwenden, weil die Kugeln nicht so lange glühend bleiben, sondern sich schon während ihres Fluges in der Luft abkühlen.

Die Brandbomben sind ebenfalls mit besserem Erfolg zu gebrauchen, als die Brandkugeln; sie können weiter geschossen werden, treffen sicherer, und man wird sie nicht ohne Gefahr auslöschen.

Die Leuchtkugeln erhellen einen Teil des Terrains, welcher als ein Kreis angenommen werden kann, in dessen Mittelpunkt sie sich befinden; die Erleuchtung wird aber in weit größerem Verhältnis schwächer, als die Entfernungen zunehmen. Auch sind nur diejenigen Gegenstände zu erkennen, welche sich zwischen der Leuchtkugel und dem Beobachter im Erleuchtungskreis befinden. Man nimmt an, dass die Durchmesser des Erleuchtungskreises, wenn der Beobachter sich 700 Schritt von der Leuchtkugel befindet, folgende sind: bei der 7-pfündigen 20, der 10-pfündigen 40, bei der 50-pfündigen 76 Schritt; auf 300 Schritt Entfernung aber bei der 7-pfündigen beinahe 30, bei der 10-pfündigen über 50 und bei der 50-pfündigen ungefähr 110 Schritt.

Beim Infanteriegewehr schlagen die Kugeln, wenn auf den halben Mann gerichtet wird, auf 200 bis 250 Schritt auf die Erde, und erreichen auf ebenem Boden bei 2 bis 3 Aufschlägen, zum Teil eine Weite von 400 bis 500 Schritt. Wird die Kugel im hohen Bogen abgeschossen, so erreicht sie 1000 Schritt, eine 1½-lötige Kugel mit ¾ Lot F-Pulver selbst 1300 Schritt. – Eine Kugel mit ¾ und 1 Lot Pulver, in der Nähe gegen eichene Blöcke geschossen, dringt 3⅔, und gegen fichtene 4½ Zoll tief ein. Bei 6 mit kleinen Zwischenräumen hintereinander gestellten Bretterwänden, 1 Zoll stark, von Fichtenholz, durchdringen die Gewehrkugeln:

auf 100 Schritt 335 Wände.
auf 200 Schritt 225 Wände.
auf 300 Schritt 125 Wände.

Bei den gezogenen Büchsen kann man annehmen, dass ihre Passkugeln auf 50 selbst 100 Schritt größere Entfernung, dieselbe Kraft des Eindringens haben, als die Kaliberkugeln der Musketen auf eine um eben so viel geringere Entfernung, ungeachtet die Ladung der Büchsen weit schwächer ist. Dies rührt nicht nur von der drehenden und bohrenden Bewegung der Kugeln, sondern auch von der wirklichen größeren Geschwindigkeit her, welche man leicht wahrnehmen kann, wenn man sich beim Schießen, auf 300 Schritt, unweit der Scheibe hinstellt, und den Schützen scharf ins Auge fasst; man sieht hier deutlich, dass die Kugeln der glatten Gewehre, von dem Augenblick an, wo man den Blitz sieht, längere Zeit brauchen, um zur Scheibe zu kommen, als die der gezogenen.

Die Pistolen, preußischer Art, treiben ihre Kugeln, bei 1½ Lot Ladung, auf 25 Schritt, noch durch zwei 1 Zoll starke, hintereinander aufgestellte, fichtene Bretter; auf 50 Schritt schlugen, bei derselben Ladung, von 82 Kugeln noch 76 durch beide Wände; auf 75 Schritt taten ein Gleiches, von 54 Kugeln 38, und auf 100 Schritt, von 45 Kugeln 17 Kugeln.

Was nun das Treffen mit allen diesen verschiedenen Feuergewehren und Geschossen anbetrifft, so haben sich darüber aus Versuchen folgende Resultate ergeben:

Bei Kanonen trifft mit Bogenschüssen, gegen eine 6 Fuß hohe Wand,

auf 800 bis 1000 Schritt ungefähr die Hälfte der Kugeln,
auf 1500 Schritt ungefähr die sechste und siebte Kugel,
auf 1800 Schritt ungefähr die zwanzigste Kugel.

Auf größere Distanzen trifft man mit Bogenschüssen nur zufällig; wäre die Wand 12 Fuß hoch, so würde die Anzahl der treffenden Kugeln beinahe um die Hälfte größer sein; man trifft daher eine Kavallerielinie mit der vierten Kugel, wenn man eine Infanterielinie mit der sechsten trifft.

Mit den Rollschüssen trifft man auf ebenem guten Boden, von 1000 Schritten an, bis zu 1800 und 2500 Schritt, ungefähr mit der fünften bis vierten Kugel gegen eine 6 Fuß hohe Wand. Sie sind auf folgende Distanzen am wirksamsten:

bei dem 3-pfünder auf 1000 bis 1600 Schritte,
bei dem 6-pfünder auf 1200 bis 1900 Schritte,
bei dem 12-pfünder auf 1400 bis 2200 Schritte,

Wo man bei den Dreipfündern mit der vierten, bei den Zwölfpfündern mit der dritten Kugel trifft.

So wie die Kugeln, bei einerlei Richtung, ober- und unterwärts abweichen, eben so geschieht dies auch zur Seite, und zwar, bei einer bedeutenden Anzahl von Schüssen, auf 400 bis 600 Schritt, von der Hälfte der Schüsse 5 bis 7 Fuß, und von der ganzen Anzahl der Schüsse ungefähr 20 Fuß. Auf 1500 Schritt, weicht die Hälfte schon 12 bis 15 Schritte, die ganze Anzahl 50 bis 60 Schritte ab. Auf 2000 Schritt ist die Abweichung noch größer, jedoch nie bis zu 100 Schritt; bei den Haubitzen ist sie aber beinahe doppelt so groß, wie die hier angeführte bei den Kanone. Bei den Rollschüssen ist die Seitenabweichung, in der Mittelzahl, eben so, wie bei den Bogenschüssen; bei einzelnen Kugel aber größer. Folgende Erfahrung über die Seitenabweichung der Kanonenkugeln hat eine mittlere Wirkung, gegen zwei 10 Fuß hohe Flächen, gegeben, deren eine 12, die andere 54 Fuß breit war. Es trafen:

von 60 Kugeln auf 400 Schritt in die kleinere 28, in die größere 47 Kugeln,
von 60 Kugeln auf 600 Schritt in die kleinere 21, in die größere 31 Kugeln,
von 80 Kugeln auf 800 Schritt in die kleinere 14, in die größere 28 Kugeln.

Die Kartätschenschüsse sind nur, wenn der Feind sich bis zu einer gewissen Weite dem Geschütz genähert hat, wirksamer als die Kugelschüsse. Wenn, wie gewöhnlich, bei den Zwölfpfündern und Haubitzen 12-lötige, bei den 6- und 3-pfündern, 6- und 3-lötige Kartätschen gebraucht werden, so ist der Kartätschenschuss

des 12-pfünders auf 1200 Schritt,
des 6-pfünders auf 800 Schritt,
des 3-pfünder auf 600 Schritt,
der 10-pfündigen Haubitze auf 800 Schritt,
der 7-pfündigen Haubitze auf 600 Schritt

noch von einer sehr guten Wirkung, so dass auf ebenem Boden 6 bis 8, auf unebenem Boden ungefähr 3 bis 4 Kugeln, eine 6 Fuß hohe Wand mit einiger Wirksamkeit treffen. Die Kartätschenkugeln breiten sich, so wie sie aus der Seele kommen, nach allen Seiten hin aus; man kann auf jede 1000 Schritt 25 Fuß Ausbreitung rechnen, also

auf 100 Schritt 25 Fuß Ausbreitung,
auf 400 Schritt 100 Fuß Ausbreitung,
aus 600 Schritt 150 Fuß Ausbreitung,
auf 800 Schritt 200 Fuß Ausbreitung.

Die Wirkung der Kartätschen ist aber unter völlig gleichen Umständen dennoch sehr verschieden, besonders bei einzelnen Schüssen, weniger aber bei der mittleren Anzahl, aus mehreren Schüssen gezogen; auch geben die Schüsse von mehreren Kanonen, neben einander gestellt, aber nach einem Punkt gerichtet, eine größere Wirkung, als eine gleiche Anzahl Schüsse, aus einer und derselben Kanone getan. Aus folgendem Versuch ergibt sich die Anzahl der treffenden Kugeln, gegen eine 6 Fuß hohe Wand.

Es trafen gegen eine Wand von 200, bzw. 50 Fuß Breite:

Geschütz Entfernung 200 Fuß 50 Fuß
12-pfünder 1000 Schritt 6 Kugeln 1¼ Kugeln
12-pfünder 800 Schritt 10 Kugeln 2¼ Kugeln
12-pfünder 600 Schritt 26 Kugeln 10 Kugeln
12-pfünder 400 Schritt 42 Kugeln 28 Kugeln
12-pfünder 300 Schritt 44 Kugeln 33 Kugeln
6-pfünder 800 Schritt 7 Kugeln 2⅙ Kugeln
6-pfünder 600 Schritt 10 Kugeln 4 Kugeln
6-pfünder 400 Schritt 26 Kugeln 17 Kugeln
6-pfünder 300 Schritt 31 Kugeln 23 Kugeln
3-pfünder 800 Schritt 2½ Kugeln ½ bis ¾ Kugeln
3-pfünder 600 Schritt 6 Kugeln 2½ Kugeln
3-pfünder 400 Schritt 13 Kugeln 9 Kugeln
3-pfünder 300 Schritt 16 Kugeln 12 Kugeln

Auch bei den Wurfgeschützen erhält man unter völlig gleichen Umständen nicht einerlei Resultate, ja hier sind die Verschiedenheiten noch größer als bei den Kanonen, und es finden nicht nur Seitenabweichungen, sondern auch Differenzen der Wurfweiten statt, indem manche Bomben zu kurz vor dem Ziel, andere zu weit hinter demselben niederfallen. Im Allgemeinen kann man hierbei annehmen, dass bis zu 800 Schritten die Differenz der Wurfweiten zwei Mal größer ist, als die Seitenabweichung; auf 1300 bis 1400 Schritt verhält sich die erster zur letzteren wie 3 zu 2, und auf 2000 Schritt sind beide ungefähr einander gleich. Übrigens finden bei den größeren Kalibern bedeutend geringere Differenzen und Seitenabweichungen statt. Man kann daher schon zufrieden sein, wenn man bei dem 25-pfündigen Mörser auf 400 Schritt 910 von der ganzen Anzahl der Bomben in ein Viereck bringt, welches 20 Schritt breit, und 60 lang ist (die Länge in der Wurflinie); auf 800 Schritt in ein Viereck von 120 Schritt Länge und 50 Breite; auf 1200 Schritt in ein Viereck, welches 150 Schritt lang, 100 breit ist; und auf 2000 Schritt in ein Quadrat, welches 200 Schritt zur Seite hat.

Aus der Beobachtung der Abweichungen ergibt sich auch, dass die Bomben, so wie auch die Kanonenkugeln, erst während des Fluges einen noch größeren Abweichungswinkel bekommen, als sie anfangs hatten. So ist z. B. auf 372 Schritt die Abweichung des 25-pfündigen Mörsers, mit 16 Lot Ladung und im 30. Grade, 5 Schritt, und sie dürfte daher auf die doppelte Weite nur 10 Schritt betragen; allein unter dem 30. Grad, mit 24 Lot Ladung, beträgt die Abweichung auf 719 Schritt schon 18 Schritt usw.

Die folgende Tabelle zeigt das Treffen bei Quadraten von verschiedener Größe, so wie es die Versuche bei 10 Würfen ergeben haben. Es trafen von 10 Bomben, in eine Quadrat von der angegebenen Größe der Seiten

Tabelle der Mörserbombentreffer.

Es kommen also in ein Quadrat, welches 30 Schritt zur Seite hat, auf 400 bis 500 Schritt beinahe doppelt so viel Bomben, als in eins von gleicher Größe auf 800 bis 900 Schritt; um kleine Flächen oft zu treffen, darf daher die Wurfweite kaum 500 Schritt betragen. Es fallen ferner in das genannte Quadrat auf 800 bis 900 Schritt wenigstens 2 Mal vo viel Bomben, als auf 1200 bis 1400 Schritt (in der Tabelle 4 gegen 0); man wird daher die Verschiedenheit der Wirkung nicht zu groß ansetzen, wenn man im Allgemeinen annimmt, dass man auf 400, 500 bis 600 Schritt eine viermal größere Wirkung auf 1500 Schritt erhält, wenn nach kleinen Flächen geworfen wird.

Zu den Steinwürfen sind die 75-pfündigen Mörser die vorzüglichsten; je stärker die Ladung, desto besser zerstreuen sich die Steine, und man nimmt daher für einen 1 Zentner schweren Steinkorb 1½ Pfund, höchstens 2 Pfund. Die Wurfweite beträgt dann ungefähr 200 Schritt; die weitesten Steine gehen bis 250 Schritt. So betrug z. B. bei einem Versuch mit einem 75-pfündigen Mörser, unter dem 45°, mit 1½ Pfund Pulverladung, die Ausbreitung von 34 in einen Korb gepackten Steinen, zusammen 1 Zentner 12 Pfund schwer, in der Wurflinie 220 Schritt, rechts und links aber 216 Schritt; unter dem 60°, und alle übrigen Umstände gleich, betrug die Ausbreitung in der Wurflinie nur 86 Schritt, rechts und links 101 Schritt. Im ersten Falle fiel der weiteste Stein auf 365 Schritt von dem Mörser, im letzteren Falle auf 208 Schritt nieder.

Man sieht hieraus, dass unter 45 Grad die Steine einen größeren Raum unsicher machen, als unter dem 60. Grade; aber dass gegen eine bestimmte Fläche ihre Wirkung nur gering sein muss. So brachte man, bei einem Versuch, mit 25 Würfen, einen Raum von 110 Schritt lang, und 3 Schritt breit, die Länge in der Wurflinie, und 100 bis 210 Schritt vom Mörser entfernt, 34 Steine. Hiernach kommt also auf 60 Quadratfuß 1 Stein, und rechnet man 2 Quadratfuß auf den Stand des Mannes (da die Steine nicht ganz senkrecht, wahrscheinlich unter einem Winkel von 70 Grad fallen), so kommt auf 30 Mann 1 Stein. Hieraus würde sich ergeben, dass man unter den vorteilhaftesten Umständen, mit 25 Steinkörben, welche 899 Steine enthalten, den 30. Mann in der Tranchée, wenn sie auf 200 Schritt herangerückt ist, träfe. Hat man nun 4 Mörser, und wirft aus jedem in einer Stunde 25 Körbe, so wird dann der 7. und 8. Mann in der Tranchée getroffen werden. Geschehen nun mit jedem Mörser in 4 Stunden 100 Würfe, so wird die Hälfte der Mannschaft beschädigt werden, und man kann also mit 400 Steinkörben in der Nähe eine entscheidende Wirkung erhalten.

Bei dem Infanteriegewehr kommt außer der, bei Kaliberkugeln nicht zu vermeidenden, Abweichung von der Richtungslinie nach allen Seiten hin, auch noch der Umstand in Betracht, ob das Gewehr auf freier Hand angeschlagen, oder ob es aufgelegt wurde. Es ist klar, dass im letzteren Falle weit mehr Kugeln treffen werden, als im ersteren, wobei noch überdies die Geschicklichkeit des Schießenden in Anschlag gebracht werden muss, eine Menge anderer Umstände nicht zu gedenken. Daher sind auch die bis jetzt darüber angestellten Versuche nicht allgemein, sondern nur für gewisse Fälle gültig; im Ganzen hat sich daraus ergeben, dass das neue preußische Gewehr eines der besten Infanteriegewehre ist. Mit diesem wurden z. B. 10 Infanteristen neben einander in ein Glied gestellt, welche so lange feuerten, bis ein jeder 20 Schüsse getan hatte. Die Zeit für diese Anzahl war bei dem geschwindesten Schützen nicht unter 7½ Minuten, bei dem langsamsten 13 bis 14 Minuten; im Allgemeinen kamen auf jeden Mann 2 bis 2½ Schüsse in der Minute. Das Ziel war eine Wand von fichtenen, 1 Zoll starken Brettern, 6 Fuß hoch und 100 Fuß breit; der Boden war eben, und mit Kräutern bewachsen. Das Resultat dieses Schießens war nun, übrigens mit der Ladung von ganz gutem F-Pulver, dass von 200 Kugeln.

Tabelle der Wirkung des preußischen Infanteriegewehrs.

Hierbei wurde bei 100 und 200 Schritt 3 Fuß hoch von der Erde gezielt, bei 300 Schritt 5 Fuß, bei 400, 500 und 600 Schritt 1 Fuß hoch über der Bretterwand, also 7 Fuß von der Erde.

Bei den gezogenen Büchsen findet gar keine Abweichung von der Richtungslinie statt, oder doch nur eine unmerkliche, aber nur erst auf sehr weite Distanzen; vorausgesetzt, dass das Rohr vollkommen gut beschaffen, und die Passkugel weder allzu groß, noch zu klein sein, weil auch in beiden letzteren Fällen sogleich eine Abweichung bemerkbar wird. Hat man feine Parchentpflaster, so muss die Kugel so groß sein, dass selbst nach 20 und mehreren Schüssen, bei übrigens nicht ganz schlechtem Pulver, dieselbe noch ohne allzu große Schwierigkeit in dem Lauf zu Boden gebracht werden kann. Eine solche Kugel wird auch bei dem noch ganz reinen Lauf nicht allzu leicht niedergestoßen werden können, und gibt bis auf 200 Schritt noch keine merkliche Abweichung. – Über das Treffen mit den Büchsen sind bis jetzt noch keine befriedigenden Versuche bekannt geworden; die Erfahrung lehrt aber, dass bei einer guten Büchse, richtiger Ladung, und einem nur ziemlich guten Schützen, alle Kugeln treffen müssen,

auf 100 Schritt in ein Quadrat, dessen Seite 20 Zoll hat.
auf 150 Schritt in eine Quadrat, dessen Seite 2 Fuß hat.
auf 200 Schritt in ein Viereck von 4 Fuß Höhe und 20 Zoll Breite.
auf 250 Schritt in ein Viereck von 4 Fuß Höhe und 2 Fuß Breite.
auf 300 Schritt in ein Viereck von 6 Fuß Höhe und 2 Fuß Breite.
auf 400 Schritt in ein Viereck von 6 Fuß Höhe und 4 Fuß Breite.

Auf 500 Schritt trifft in ein Viereck von 6 Fuß Höhe und 4 Fuß Breite, die Hälfte der verschossenen Kugeln, auf 600 bis 800 Schritt nur ⅓ bis ¼. Hierbei wird indessen die Büchse aufzulegen gestattet; aus freier Hand wird man die angegebene Wirkung nicht erlangen, und selbst auf der nahen Distanz von 100 Schritt nur durch ganz feste und sicher Schützen.

Bei dem Treffen mit Pistolen kommt es, außer der richtigen und guten Ladung, am allermeisten auf die Geschicklichkeit des Schützen an. Man nahm bei einem Versuch, 10 Mann, welche man gegen eine Scheibe, von 6 Fuß Höhe und 4 Fuß Breite, mit Pistolen schießen ließ; ein jeder tat 10 Schüsse, auf jede Distanz. Von diesen 100 Schüssen trafen die Scheibe

Tabelle der Wirkung der preußischen Kavalleriepistole.

Die Ladung von 38 Lot für die preußischen Kavalleriepistolen ist jedoch nur von gutem Pulver zu verstehen.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe